DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Die Alten finden’s super“

WAS SOLL DAS? Eine Firma aus Baden-Württemberg bietet QR-Code-Plaketten für Grabsteine an –für Infos, die nicht mehr auf den Stein passen, oder als Link zu digitalen Trauerseiten und virtuellen Kerzen

taz: Herr Paechter, was verbirgt sich hinter den QR-Codes auf Friedhöfen?

Christian Paechter: Dahinter verbirgt sich ein Link zur Gedenkseite der oder des Verstorbenen. Dort kann man sein Beileid aussprechen, Fotos vom Grab hochladen oder virtuelle Kerzen anzünden. Den Angehörigen, die vielleicht über den Planeten verstreut sind, wird so ermöglicht, gemeinsam zu trauern. Der Code kann auch dazu dienen, einen zum Grab zu navigieren, wenn er vorab mit der Todesanzeige veröffentlicht wird.

Wie groß ist die Nachfrage?

Bisher zugegebenermaßen sehr zögerlich, aber das Interesse steigt. Die Leute müssen erst einmal verstehen, was hinter den QR-Codes steckt und damit möglich ist. Oft werden wir gefragt, ob nicht alte Menschen ohne Smartphone von dieser digitalen Trauerkultur ausgeschlossen sind. Aber tatsächlich ist es so, dass gerade die ältere Generation sich zunehmend Smartphones zulegt. Während jüngere Leute eher zurückhaltend auf das Angebot reagieren, sagen die meisten älteren: „Das ist eine tolle Sache, so was möchte ich auch auf meinem Grabstein.“

Verschiebt sich die Erinnerungskultur damit zunehmend ins Digitale?

Das würde ich nicht behaupten. Die Gedenkseiten im Internet sollen den Gang zum Friedhof nicht ersetzen, im Gegenteil. Vielmehr erhoffen wir uns von den QR-Codes eine zunehmende Verknüpfung von analoger und digitaler Erinnerungskultur. Sie können dazu beitragen, das Erinnern besser ins moderne Leben zu integrieren und dadurch vielleicht sogar zu verstärken.

INTERVIEW: JULE HOFFMANN

■ Christian Paechter, 36, ist Geschäftsführer und Gründer der Firma e-Memoria