„Ich könnte wieder als Spieler anfangen“

Trainerkauz Aleks Ristic denkt nicht ans Aufhören – und fühlt sich fit für neue Aufgaben beim Oberligisten Uerdingen

ALEKS RISTIC, 62, seit 1978 Fußball-Trainer, u.a. in Düsseldorf, Schalke und Oberhausen

taz: Herr Ristic, Sie sind neuer Trainer beim Viertligisten KFC Uerdingen. Ist das ein Abstieg?Aleksandar Ristic: Nein, das ist ein ganz normaler Job. Ich konnte dieses Angebot nicht ablehnen. Die Enttäuschung in Uerdingen wäre sonst zu groß.

Sie haben einige Jahre nicht gearbeitet. Sind Sie wieder da, weil Ihnen langweilig war?

Ich hatte keine Probleme. Es war immer so in meiner Karriere, dass ich zwischendurch Pausen gemacht habe. Ich hatte vor zwei Jahren eine Operation an der Hüfte. Aber jetzt bin ich wieder ganz gesund. Ich bin so fit, dass ich wieder als Spieler bei einem Verein anfangen könnte.

Was sind Ihre Ziele beim Ex-Pokalsieger Uerdingen?

Ganz normal. Der Verein will in die neue Regionalliga aufsteigen. Das ist ein Reiz.

Der Verein ist klamm und Sie müssen mit jungen Spielern arbeiten. Das war doch nie Ihre Sache, oder?

Ich habe – außer in meiner Zeit als Co-Trainer beim Hamburger SV – immer bei Vereinen ohne Geld gearbeitet. 1987 habe ich in Düsseldorf mit einer jungen Mannschaft eine gute Bundesliga-Elf aufgebaut. Ohne Geld.

Sie arbeiten jetzt seit 30 Jahren als Trainer. Ist der Fußball in dieser Zeit komplizierter geworden?

Die Journalisten machen ihn komplizierter. Aber nicht nur Ihr – auch die Trainer, Spieler und Funktionäre machen ihn komplizierter. Der Fußball ist der gleiche geblieben. Nur ein bisschen schneller.

Besser?

Nein, würde ich nicht sagen. Und ich würde auch sagen, dass große Spieler von damals wie Günter Netzer oder Wolfgang Overath auch im heutigen Fußball noch gut mitspielen könnten.

Wäre das Spiel nicht viel zu schnell für den Typ Netzer?

Es ist mit Sicherheit schneller geworden, aber große Spieler haben heute dafür mehr Schutz. Netzer und Overath mussten immer gegen zwei, drei Abwehrspieler antreten. Und die haben getreten. Heute gibt es dafür Rot.

Sie galten bei Ihren Bundesliga-Jobs in Düsseldorf und Schalke als Defensiv-Spezialist. Werden Sie in der Uerdinger Grotenburg auch vorsichtig spielen lassen?

Nein, was heißt defensiv? Abwehr und Mittelfeld sind das Wichtigste. Mit Sicherheit. Und der Torwart auch.

Und der Angriff?

Ist auch wichtig. Aber blinde Offensive ist nicht gut. Was nützt es, wenn man vier oder fünf Tore kassiert und nur drei schießen kann? Das ist dumm. Deutscher Meister ist ja auch nicht Werder Bremen geworden, obwohl sie die meisten Tore schießen, sondern Stuttgart. Fußball muss man klug spielen – und Glück haben muss man auch.

Wird Uerdingen Ihre letzte Trainerstation sein?

Nein, ich arbeite immer weiter.

INTERVIEW: MARTIN TEIGELER