DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Nicht schon wieder Brüste

WAS SAGT UNS DAS? Die Streaming-Plattform Twitch schreibt Nutzern eine Kleiderordnung vor

Der Streamingdienst Twitch hat eine neue Kleiderordnung veröffentlicht, die nackte und freizügig gekleidete User dazu auffordert, sich vernünftig anzuziehen. Damit soll sich der Fokus wieder mehr auf die Videospiele richten, die das Kerngeschäft des Anbieters sind. Um das zu erreichen, gibt Twitch seinen Nutzern auch Tipps bei der Umsetzung der neuen Regeln: „Wenn es unerträglich heiß bei dir ist und du zufällig dein Hemd ausgezogen hast (Herren) oder nur ein Bikini-Oberteil trägst (Damen), dann richte die Webcam einfach auf dein Gesicht.“ Weiter beruhigt Twitch: „Es gibt immer eine Notlösung“ und macht gleich noch ein bisschen Werbung: „Wir verkaufen T-Shirts, und die sind immer akzeptabel.“ Der Versuch, Inhalte zu kontrollieren auf einem Portal, das sich aus den Beiträgen der Nutzer speist, birgt eine gewisse Hilflosigkeit. Bei Youtube und Facebook können die Nutzer ein Video mit fragwürdigem Inhalt „melden“. – Und bei Twitch? Dass sich ein Videospieler denkt: „Oh nee, schon wieder nackte Brüste!“ und das entsprechende Video den Betreibern meldet, scheint eher zweifelhaft. Entsendet Twitch also künftig Spielverderber, die entsprechende Inhalte entfernen? Und was wäre die Folge? Wird die Zahl der Nutzer sinken? Die Twitch-Betreiber scheinen sich indessen ihrer Sache sicher, nach dem Motto: „Die wollen nur spielen, nichts weiter.“

JULE HOFFMANN