DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Das ist kein Oberknaller“

WIE BITTE? Seit Mitte Juni spekulierten Harry-Potter-Fans, was hinter der Internetseite „Pottermore“ von Joanne K. Rowling steckt. Ein neues Buch oder ein Potter-Lexikon? Nun ist das Geheimnis gelüftet

taz: Frau Preißner, nach dem großen Hype hat sich „Pottermore“ als E-Book-Shop mit angeschlossener Zauberwelt-Webseite entpuppt. Hatten Sie mehr erwartet?

Saskia Preißner: Als Fanclub-Betreiber ist es natürlich schön, dass es mit Harry Potter weitergeht. „Pottermore“ soll ja beständig neue Hintergrundinformationen zu den alten Büchern liefern. Wer ist mit wem verwandt? Was ist das beste Holz für einen Zauberstab? Der absolute Oberknaller ist das natürlich nicht, aber der Zweck der Webseite scheint mir sowieso ein anderer zu sein.

Nämlich?

„Pottermore“ sammelt unzählige Daten. Jeder, der die Webseite benutzen will, muss sich mit Namen und E-Mail-Adresse anmelden. Man könnte die Webseite ja auch einfach ins Netz stellen. Stattdessen muss man sich exklusiv bis zum 31. Juli anmelden. Wahrscheinlich werden die Daten später verkauft oder für die Vermarktung des nächsten Harry-Potter-Projekts genutzt. Die Webseite ist eine reine Marketingidee.

„Pottermore“ soll die letzten Winkel des Harry-Potter-Universums ausleuchten. Nimmt man den Büchern damit nicht ihre Faszination?

Es gibt Fans, die interessieren sich auch noch für die allerwinzigsten Hintergrundinformationen. Ich glaube nicht, dass das immer nötig ist. Als wir den Fanclub im Jahr 2000 gegründet haben, gab es ja auch die Filme noch gar nicht. Wenn wir damals Malwettbewerbe veranstaltet haben, hatte noch jeder eine andere Vorstellung davon, wie Hermine aussieht. Jetzt malen alle nur noch die Schauspieler ab. Die Faszination wird da schon ein bisschen zerstört.

INTERVIEW: ROBERT IWANETZ

■ Saskia Preißner, 25, leitet den größten deutschen Harry-Potter-Fanclub mit über 100.000 Mitgliedern. Im Moment schreibt sie zusammen mit anderen Mitgliedern an einem 8. Band der Reihe