Forschung fürchtet um Nachwuchs

Universitäts-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz fordert vor dem Überseeclub mehr Geld und Anerkennung für ihre Hochschule. Die geplante Übergangsquote von 50 Prozent von Bachelor zum Master sei viel zu gering

Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz scheint die öffentliche Auseinandersetzung um Hochschulpolitik nicht zu scheuen. Erst kürzlich hatte sie im Hamburger Abendblatt mehr Geld für die wissenschaftlichen Masterstudiengänge gefordert und davor gewarnt, dass die Universität zur Fachhochschule würde. Gestern wiederholte sie die Forderung vor dem Überseeclub an der Alster und mahnte, der Uni komme in der Stadt „noch nicht die gebührende Anerkennung zu“.

In der 30-minütigen Rede schimmerte gleich mehrfach Kritik am zu hohen Reformtempo durch. Es gebe „kaum einen politischen Bereich, in dem so viel gestaltet und reformiert wird“, mahnte die Uni-Chefin und nannte die neuen Studiengebühren, das Bachelor-Master-System, den Exzellenzwettbewerb des Bundes und die Steuerung der Hochschulen durch Wettbewerb. „Jede Reform für sich genommen ist schon Epoche machend“, sagte Auweter-Kurtz. An der Uni käme noch die Bildung der sechs Fakultäten hinzu, die „nicht alle begrüßen“ und die nicht abgeschlossen sei.

Zugleich sei der Uni Hamburg in der Vergangenheit „viel mehr zugemutet worden als vielen anderen Hochschulen in diesem Land“, sagte die Präsidentin. „Die finanzielle Ausstattung reicht nicht aus, um flächendeckend konkurrenzfähig zu sein. Die Rahmenbedingungen für Spitzenforschung in Hamburg stimmen nicht“, sagte sie im Hinblick auf das „suboptimale“ Abschneiden beim Exzellenzwettbewerb des Bundes. Länder wie Bremen würden „deutlich mehr Geld aufwenden“.

Im Kern geht es bei dem Konflikt zwischen Universität und Wissenschaftsbehörde um das Bachelor-Master-System (BA / MA). Weil das Bachelor-Studium sehr betreuungsintensiv ist, soll dies nach aktueller Planung zu Lasten der darauf aufbauenden Master-Platzkapazitäten gehen. Nur maximal 50 Prozent der BA-Absolventen sollen einen MA-Platz bekommen. Diese Quote sei „in vielen Bereichen viel zu gering“, sagte Auweter-Kurtz. So reiche in Chemie nicht einmal ein Diplom aus, um in der Wirtschaft unterzukommen, dort würde eine Promotion verlangt.

Die Universität brauche den Masterbereich aber auch für die Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses. „Die Forschung“, mahnte sie, „braucht den wissenschaftlichen Nachwuchs wie die Luft zum Atmen.“ Deshalb dürfe der Berufsabschluss nicht Hauptziel der Uni werden. Dies gelte besonders für Fächer, die auch die Fachhochschule anbietet. Durch den eingeschlagenen Weg sieht Auweter-Kurtz die „Gefahr einer Verschulung des Studiums“. Die Erziehung zum eigenständigen Lernen habe in Deutschland große Tradition, und sei ein Grund, weshalb unsere Wissenschaftler weltweit so begehrt sind.

Wie die taz berichtete, hatte auch der Asta der Uni vor zu knappen Master-Kapazitäten gewarnt und eine Rechnung vorgelegt, wonach nur jeder vierte BA-Absolvent einen Masterstudienplatz bekäme. Auweter-Kurtz wollte die Asta-Zahlen weder bestätigen noch dementieren, da die Universität ihre Kapazitätsberechnungen noch nicht abgeschlossen habe. Laut der Sprecherin des Wissenschaftssenators Jörg Dräger (parteilos), Sabine Neumann, verhandeln Uni und Behörde derzeit über die Master-Plätze und wollen „bis spätestens Ende Juni“ eine einvernehmliche Lösung präsentieren. KAIJA KUTTER