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: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die alten ästhetischen Fronten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Eben noch hat Amina Gusner mit Katja Riemann und Peter-René Lüdicke im Theater am Kurfürstendamm Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ inszeniert. Nun arbeitet dasselbe Team am Maxim Gorki Theater an einer Kollage aus Sibylle-Berg-Texten, die Bergmans 70-Jahre- Beziehungsdramatik in heutige Seelenwüsten und Fühllosigkeiten verlegt. „Sex Stadt Beziehungen“ ist der vordergründig hintergründige Titel, Premiere morgen Abend. Das Obdachlosentheater Ratten 07, das seit 14 Jahren in Berlin Theater macht, hat auch ein neues Stück einstudiert, nämlich Eugene Ionescos kafkaeskes Drama „Die Nashörner“, in dem sich alle Menschen dieser Welt in ebenjene titelgebenden Dickhäuter verwandeln, bloß der arme Behringer nicht. Der bleibt Mensch und erlebt, was passiert, wenn man plötzlich anders als die anderen ist, sich aber auf keinen Fall anpassen will. Gespielt wird im RAW-Tempel an der Warschauer Straße. Unangepasst gibt sich auch die neueste Produktion im Prater der Volksbühne in der Kastanienallee, für die sich der verdiente Aktivist Jacques Palminger verantwortlich zeichnet, der hier unter dem Titel „Babylon Must Fall“ seine erste Regiearbeit zeigt. Der Plot freilich klingt ein wenig nach Altersheim: In Berlin ist eine illegale Hanfplantage von 200 Polizisten gestürmt worden. Aber dann sind da auch noch Baudelaire im Erdloch, Jünger im Astloch und Mühl im Arschloch – es ist also Hoffnung angesagt. Am Samstag um halb elf singt im DT die Schauspielerin und Sängerin Valery Tscheplanowa Lieder von Rainer Werner Fassbinder (Text) und Peer Raben (Musik): „Ich bin, was Du vergessen hast“. Passend dazu gastiert an gleicher Stelle ab Freitag das Ensemble Cráneos de Yorick aus Madrid mit Fassbinders „Las Amargas Lágrimas de Petra von Kant“.

„Sex Stadt Beziehungen“: Maxim Gorki Theater, ab Mi.

„Babylon Must Fall“: Prater der Volksbühne, ab Mi.

„Ich bin, was Du vergessen hast“: DT Box & Bar, Sa., 22.30 Uhr

„Las Amargas Lágrimas de Petra von Kant“: DT Box & Bar, ab Fr.