Manche Branchen mögen es heiß

Der Klimawandel ist gut für das Geschäft, wenn man nicht gerade Schokolade herstellt. Die Deutsche Bank hat untersucht, welche Wirtschaftszweige vom Klimawandel profitieren und welche durch ihn verlieren. Das Fazit: Die Chancen überwiegen

VON BERNHARD PÖTTER

Für Unternehmen, die Kartoffelchips rösten oder Schokolade herstellen, hat die Zukunft im Klimawandel einen bitteren Vorgeschmack: Ihre Absatzchancen sinken, weil bei Hitze niemand weiche Schokoriegel will. Auch Reifenhersteller werden von einem wechselvollen Klima zunehmend ausgebremst: Weil Benzin teurer wird, werden die Menschen weniger Auto fahren, die Reifen wechseln und kaum noch Winterreifen nutzen.

Das sind zwei der Verliererbranchen, die die Analysten der Deutschen Bank bei „db research“ ermittelt haben. In ihrer gestern vorgestellten Studie führen die Banker aber auch Gewinner und Profiteure des Klimawandels für Europa und Deutschland an. Nicht nur die Abfüller von Mineralwasser oder Brause und die Eisfabrikanten sehen demnach sonnigen Zeiten entgegen. Auch viele Branchen wie Bau- und Maschinenbau, Landwirtschaft oder Tourismus profitieren vom Klimawandel. Unterm Strich habe die Analyse gezeigt, „dass für viele Branchen die Chancen des Klimawandels seine Risiken überwiegen“.

Dabei unterscheidet der Autor der Studie, Eric Heymann, zwischen der „natürlich-klimatischen“ und der „regulatorisch-marktwirtschaftlichen“ Dimension. Trifft die Unternehmen der Klimawandel selbst oder aber die politischen Maßnahmen, die immer häufiger ergriffen werden, um dem Klimawandel zu begegnen? Für den Zeitraum bis 2030, den die Studie untersucht, sieht der Analyst für die meisten Branchen die Politik als wichtigeren Einfluss als den Klimawandel.

Damit liegt er auf der gleichen Linie wie andere Studien zu dem Thema. Der Klimawandel, schrieben etwa jüngst die Investmentbanker von Lehman Brothers in einer umfassenden internationalen Studie, sei neben der Globalisierung, der technischen Entwicklung und der Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern einer der „bestimmenden Faktoren für das Umfeld der Unternehmen“ geworden. Erste Verlierer seien die Versicherer und Rückversicherer sowie die Automobilhersteller.

Für den Thinktank der Deutschen Bank gibt es in der aktuellen Studie einen weiteren großen Verlierer: die fossilen Energien. Während die erneuerbaren Energien die „klaren Gewinner“ von regulatorischen Maßnahmen sein werden, wird Energie aus Kohle, Öl und Gas teurer und stärker besteuert: „Unterm Strich dürften die negativen Aspekte des Klimaeffekts überwiegen“, heißt es.

Das größte Plus aber erwartet der Spezialist der Deutschen Bank bei „sämtlichen Branchen, die die Energieeffizienz an Gebäuden steigern können“: Heizungsbauer, Dachdecker, Planer. Sie profitieren nicht nur von staatlichen Förderprogrammen zur Wärmedämmung in Altbauten oder von der Nachfrage nach neuester Energiespartechnik – sondern vom Wiederaufbau nach Orkan oder Flut.

Schwieriger wird das Geschäft dagegen für Versicherer und Rückversicherer, die ihre Kalkulationen überdenken müssen, bestätigt „db research“ die Studie von Lehman Brothers. Auch die deutsche Autoindustrie ist damit konfrontiert, dass Verbrauch ein wichtigerer Faktor wird. „Die Automobilindustrie“, befindet der Bericht trocken, „steht von allen Industriezweigen mit vor den größten Herausforderungen durch klimapolitisch motivierte staatliche Maßnahmen.“

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