Vertonte Baustelle

Wenn nervige Geräusche eine ganz eigene Poesie finden: Die Künstlerin Ceal Floyer im Krefelder Haus Esters

Bohren, Hämmern, Schleifen, Klopfen, Kreischen. In den Räumen des ehemaligen Wohnhauses der Krefelder Familie Esters, das der Architekt Ludwig Mies van der Rohe Ende der 1920er Jahre entwarf und das seit 1981 als Ausstellungsort genutzt wird, scheinen die Aufbauarbeiten zur aktuellen Ausstellung noch nicht beendet zu sein. Aber sobald die Baustellen-Geräusche aufhören, wird die angekündigte Soundinstallation „Construction“ vermutlich besser zu hören sein, denken die BesucherInnen.

Von wegen. Für die in Pakistan geborene, in England aufgewachsene und seit fünf Jahren in Berlin lebende Künstlerin Ceal Floyer (Jahrgang 1968) ist gerade die Irritation der Zugang zu ihrem Werk. Immer dann, wenn BesucherInnen das Museum betreten und statt des erwarteten Kunst-Sounds – nur den lästigen Lärm einer Baustelle hören.

Die Ausstellung in den leeren Räumen des Hauses Esters, ohne Kunst an den Wänden, wirkt unfertig, provisorisch, spröde – aber geheimnisvoll. Die Geräusche sind nicht gleich zu verorten, sie scheinen irgendwie immer aus dem Nachbarraum zu dringen. Tatsächlich aber kommen sie direkt aus den Wänden: Mal von nah, mal von fern. Hier hat die Künstlerin fünf Lautsprecher implantiert, die unsynchronisiert und von einem Zufallsgenerator gesteuert, die verschiedenen Bau-Geräusche hören lassen. Das technische Gerät ist in die Küche verbannt und die den originalen Mauern vorgeblendeten weißen Wände sind kaum als solche zu erkennen, denn die falschen Fuß- und Hängeleisten entsprechen im Detail der Originalwand.

Nur in den Baugeräuschen ist der Gedanke des Konstruierten noch erkennbar: Die Installation „Construction“ verweist auf ihre eigene Entstehung. Mit ihr schreibt sich die junge Künstlerin, deren Material die oft übersehen Alltagsgegenstände wie Glühbirnen und Mülleimer sind, in die Tradition der ortsbezogenen Interventionen ein, wie sie von Concept- und Minimal-Art entwickelt wurden. KünstlerInnen wie Fred Sandback, Daniel Buren, Andrea Knobloch haben die Bauhaus-Architektur der beiden Krefelder Häuser zum Ausgangspunkt ihrer Arbeiten gemacht, haben systematisch Strukturen und Funktionen offen gelegt oder eben – wie in der jüngsten Sound-Arbeit von Ceal Floyer – das Museum als gebaute und ideelle Konstruktion zur Diskussion gestellt.

KATJA BEHRENS

Bis 19.8.2007 Infos: 02151-975580