Unversöhnt in Bielefeld

832 Unterschriften für den Verkauf ihrer Kirche lassen Besetzer ungerührt. „Alles keine Betroffenen“

BIELEFELD taz ■ In Bielefeld hat sich Widerstand gegen die Besetzer der Paul-Gerhardt-Kirche formiert. Es seien 832 Unterschriften für den Verkauf der Kirche gesammelt worden, sagte Andreas Duderstedt, Sprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Unterzeichner hätten sich zudem mit dem Verhalten der Besetzer nicht einverstanden erklärt.

Seit mehr als zwei Monaten hält eine Gruppe von Widerständlern die Kirche im Zentrum Bielefelds inzwischen besetzt. Das Gebäude soll an die Jüdische Kultusgemeinde verkauft werden. Nur die Besetzung steht dem Verkauf noch im Wege.

Nach Ansicht von Hermann E. Geller, der zum Kreis der Protestler gehört, hat sich die Stimmung in der Stadt trotz der Unterschriftensammlung nicht gegen ihn und die anderen Besetzer gedreht. Die Aktion sei ein „völliger Flop“, sagte er der taz. Die Unterschriften kämen aus dem gesamten Kirchenkreis. Bis Oeynhausen hätten die Listen ausgelegen. „Das waren alles keine Betroffenen“, sagte er. Zudem habe die Sammelaktion fünf Wochen gedauert. „Wir haben im vergangenen Jahr innerhalb von drei Tagen 625 Unterschriften gegen den Verkauf gesammelt.“

Eine gewaltsame Räumung des Gebäudes schließt die evangelische Kirche weiter aus. „Dabei bleibt‘s“, sagte Sprecher Duderstedt. Vor drei Wochen hatten Präses Alfred Buß und Henry G. Brandt, Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld, an die Besetzer appelliert, den Weg für eine neue Synagoge in der Stadt frei zu machen. „Wir hoffen, dass diese Erklärung nicht ohne Wirkung bleibt“, sagte Duderstedt.

Die Besetzer erklären unterdessen, sie hätten erneut ein Gespräch mit einem Mediator angeboten. „Wir warten auf Antwort“, sagte Geller.

KATHARINA HEIMEIER