Taliban töten Geisel

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung sieht kein baldiges Ende des Afghanistaneinsatzes

ISLAMABAD/KABUL afp/dpa ■ Die Taliban haben nach eigenen Angaben eine afghanische Geisel getötet. Nachdem die Regierung in Kabul nicht die Forderung erfüllt habe, den Leichnam des Mitte Mai getöteten Talibankommandeurs Mullah Dadullah auszuhändigen, sei ein entführter Arzt namens Abdul Chalil geköpft worden, sagte ein Talibansprecher. Beweise für die Tat lieferte er nicht. Gleichzeitig drohte er mit der Ermordung weiterer Geiseln, ohne jedoch ein neues Ultimatum zu setzen.

Die Taliban hatten den Arzt, drei Krankenpfleger und ihren Fahrer Ende März in der Südprovinz Kandahar verschleppt. Die Regierung in Kabul hat sich nach gestrigen Medienberichten bereit erklärt, die sterblichen Überreste Dadullahs im Austausch gegen die Entführten an Dadullahs Familie zu übergeben. Wann die Übergabe stattfinden solle, blieb jedoch vorerst unklar.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hält ein Ende des Afghanistaneinsatzes nicht für absehbar. Er wolle sich nicht auf eine Jahreszahl festlegen, sagte Jung gestern bei seinem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. „Entscheidend ist: Afghanistan muss selbst in der Lage sein, für seine Sicherheit zu sorgen.“ Jung sagte, beim Antiterrorkampf in Afghanistan „steht Pakistan an unserer Seite und leistet einen wichtigen Beitrag“. Es sei aber im gemeinsamen Interesse, dass Rebellenangriffe von Pakistan nach Afghanistan unterblieben. Pakistan signalisierte während Jungs Besuch Interesse an deutschen Waffenlieferungen. Verteidigungsminister Rao Sikander Iqbal sagte, er habe mit Jung über den möglichen Kauf deutscher U-Boote gesprochen.