Russe geht in Nürburg ins Rennen

NÜRBURGRING Investor übernimmt Anteile am Ring. CDU empört

NÜRBURG dpa/rtr/taz | Der russische Investor Viktor Charitonin kauft sich beim insolventen Nürburgring ein. Er sei an der Firma NR Holding beteiligt, die die Mehrheit an der Besitzgesellschaft übernommen habe, teilten die Nürburgring-Sanierer am Donnerstag mit. Der Nürburgring hat turbulente Jahre hinter sich. Die frühere SPD-Alleinregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Kurt Beck hatte am Ring vor einigen Jahren einen zu großen Freizeitpark bauen lassen. Bis zu einer halben Milliarde Euro Steuergeld gilt deshalb als verloren. Der Versuch der Privatfinanzierung scheiterte 2009, weshalb der rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) zurücktrat. Ein Schweizer Geschäftsmann hatte zuvor einen angeblichen US-Investor in Aussicht gestellt, dessen Scheck sich als ungedeckt herausstellte. Das Landgericht Koblenz verurteilte Deubel im April 2014 wegen Untreue zu dreieinhalb Jahren Haft, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die EU-Kommission verbot dem Land weitere Subventionen, worauf die Besitz- und Betreibergesellschaften Insolvenz anmelden mussten.

Im März hatten die Nürburgring-Sanierer und die heutige rot-grüne Landesregierung den Verkauf des Rings für 77 Millionen Euro an die Capricorn Nürburgring Besitzgesellschaft (CNBG) bekanntgegeben, an der der mittelständische Autozulieferer Robertino Wild zwei Drittel der Anteile hielt. Capricorn hatte aber Schwierigkeiten, den Baranteil des Kaufpreises von 77 Millionen Euro aufzubringen. Am Freitag wäre eine zweite Kaufpreisrate von fünf Millionen Euro fällig geworden. Der neue Anteilseigner habe diese Rate für Dezember schon bezahlt, hieß es.

Bei der CDU in Rheinland-Pfalz hat der neue Investor schwere Bedenken ausgelöst. „Es war Volkseigentum, jetzt haben wir einen russischen Oligarchen dort“, sagte Oppositionschefin Julia Klöckner (CDU) am Freitag. „Jetzt hat man just dem die Tür geöffnet, dem man ja eigentlich bei dem Erstverkauf gesagt hatte, den wollen wir nicht.“

Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) hatte im vergangenen Jahr gesagt, es sei nicht erwünscht, dass etwa ein Oligarch aus Russland oder dem Nahen Osten sich eine private Rennstrecke kaufe. Jetzt geht Lewentz nicht von Nachteilen aus: „Ich hoffe, dass dahinter keine Heuschreckenmentalität steckt.“