THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Duos sind ja fest verankert in der deutschen Kultur: Ernie und Bert zum Beispiel, die knuffig-kessen „Sesamstraße“-Stars. Oder das optisch wie akustisch gleichermaßen grauselige Schnulzenpärchen Cindy und Bert aus den 1970er Jahren, das in den Videoschnipsel-Vorträgen von Jürgen Kuttner in der Volksbühne nach der Jahrtausendwende unerwartet doch noch Kultstatus erlangte. Und nun also auch Einar und Bert. Einar wie Einar Schleef und Bert wie – genau! – Bertolt Brecht. Unter den Vornamen dieser beiden Theaterheroen hat in der Winsstraße 72 am vergangenen Wochenende die erste Buchhandlung Deutschlands eröffnet, in der es ausschließlich Theaterbücher gibt. Ein ziemlich mutiges Unternehmen, wenn man bedenkt, dass die Prognosen für die Zukunft von Printprodukten ebenso wie Theaterproduktionen im Augenblick nicht wirklich rosig eingeschätzt werden. Aber Einar & Bert hat auch ein ziemlich pralles Veranstaltungsprogramm: Zur Eröffnung spielte die Band „Kante“. Den ganzen November über wird es Lesungen, Buch- und DVD-Premieren geben. Am 9. 11. zum Beispiel wird die bemerkenswerte DVD-Edition der Akademie der Künste: „Spielweisen“ präsentiert, in der zehn Schauspielerinnen und Schauspieler Einblicke in ihre Berufsauffassungen geben, darunter die Performancekünstlerin Signa Köstler, die Theaterstars Ulrich Matthes, Sepp Bierbichler und Sandra Hüller. Was ist es, was in ihnen mordet, stiehlt und lügt? Von welchen künstlerischen und psychischen Energien werden sie getrieben? (Einar & Bert: DVD-Präsentation „Spielweisen. Gespräche mit Schauspielern“, 9. 11., 20 Uhr, Eintritt frei. Alle Infos: www.einar-und-bert.de)

Ein anderes berühmtes Theaterpaar sind „Kasimir und Karoline“, und ihre Geschichte hat kein Happy End. Die Träume und Sehnsüchte dieser beiden sind vom Konsum genormt. An der Schaubühne erzählt jetzt Jan Philipp Gloger dieses berühmte Wirtschaftskrisendrama neu, das 1964 übrigens von der Schaubühne so richtig erst fürs Theater entdeckt worden ist. (Schaubühne: „Kasimir & Karoline“, ab 6. November, 20 Uhr).

Ansonsten tönt uns aus allen Kanälen entgegen, dass vor 25 Jahren die Berliner Mauer fiel. Doch seitdem sind an anderen Orten Europas neue Grenzen und Mauern errichtet worden, an denen immer noch Menschen sterben, ruft jetzt das Studio R des Gorki Theaters zurück und lädt zum Internationalen Festival „Voicing Resitance“ ein. Teilnehmen werden Künstler*Innen aus Athen, Berlin, Chisinau, Damaskus, Diyarbakir, Istanbul, Kairo, Kiew, Marrakesch und Teheran. (Gorki Studio: „Voicing Resistance“, 7. 11. bis 7. 12. Alle Infos: www.gorki.de)