„Ich habe keine Komplexe“

Wilhelm Bonse-Geuking ist der neue starke Mann im Ruhrgebiet. Macht sei ihm egal, sagt der Chef der neuen Bergbaustiftung. Seine Aufgabe: „Strategisches Management“ beim Kohleausstieg

Wilhelm Bonse-Geuking, 66, war Chef der Veba und von BP Deutschland. Der Ölmanager ist CDU-Mitglied und Honorarkonsul von Venezuela. Er kommt aus Arnsberg, wohnt im Münsterland und fährt gern Rad.

INTERVIEW KLAUS JANSEN

taz: Herr Bonse-Geuking, wann und haben Sie erfahren, dass Sie der neue Chef der Steinkohlestiftung werden?

Wilhelm Bonse-Geuking: Mir wurde erst Anfang der vergangenen Woche gesagt, dass ich im Gespräch bin.

Von wem?

Die Anfragen kamen aus der CDU, aber auch aus der Gewerkschaft.

In den vergangenen Wochen sind fast täglich neue Kandidaten für den Job diskutiert worden. Fühlen Sie sich sich als Notlösung?

Wissen Sie, ich bin da nicht gerade von Minderwertigkeitskomplexen geplagt. Bei einer Position mit einem solche hohen Profil ist es normal, dass viele Leute gehandelt werden, solange noch keine Entscheidung klar ist. Das hat mich völlig ruhig gelassen.

Sie sprechen vom großen Einfluss der Stiftung. Können Sie Ministerpräsident Jürgen Rüttgers beruhigen und versprechen, dass Sie kein Nebenkönig im Ruhrgebiet werden?

Ich weiß gar nicht, wie viel Macht ich am Ende habe. Wichtig ist, dass ich die Aufgabe reizvoll und machbar zugleich finde. Viele Menschen haben ja schon geunkt, dass der Stiftungsvorsitzende keine Macht habe, weil ohnehin die Politiker das Sagen hätten. All diese Kommentare tragen nicht der Verantwortung genüge, die die Neuausrichtung der RAG dem Unternehmen und der öffentlichen Hand auferlegt.

Fürchten Sie den Einfluss der Politik im Kuratorium?

Sicher sitzen dort eine Reihe von Politikern. Aber das ist gut so, schließlich vertreten Sie die Interessen des Steuerzahlers. Es ist wie immer im Leben: Man muss sich die Leute ansehen und schauen, dass man miteinander klar kommt.

Bedauern Sie, dass Hans Eichel nun doch nicht Ihr Stellvertreter wird?

Ich bedauere das insofern, dass dadurch wieder neue Unsicherheit in die ganze Konstruktion kommt. Aber es ist seine Entscheidung.

Was sind Sie denn in Zukunft: Ein gestaltender Manager oder der Verwalter der Abwicklung des Bergbaus?

Was macht denn ein Manager? Er muss mit unterschiedlichen, zum Teil widerstreitenden Interessen zurechtkommen und diese sinnvoll zusammenführen. Genau das ist meine Aufgabe – strategisches Management.

Eine zentrale strategische Entscheidung wird die Frage, ob es nicht doch noch einen Sockelbergbau geben wird. Wie stehen Sie dazu?

Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu noch nicht im Detail äußern werde.

Aber?

Eins ist sicher: Pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Darauf zu achten, wird meine Aufgabe sein.

Sie und RAG-Chef Werner Müller waren lange gemeinsam bei der Veba beschäftigt. Wie ist Ihr Verhältnis zueinander?

Direkt zusammengearbeitet haben wir nie. Aber aus unserer Zeit im gleichen Konzern hat sich eine gute Bekanntschaft entwickelt. Wir haben uns auch in den vergangenen Jahren regelmäßig getroffen. Werner Müller ist ein unabhängiger und sehr einfallsreicher Geist. Es ist immer ein Gewinn, sich mit ihm zu unterhalten – auch wenn wir in vielen Dingen nicht einer Meinung sind.

Werden Sie künftig benachbarte Büros in Essen haben oder leiten Sie die Stiftung von einem anderen Ort?

Keine Ahnung. Sie sehen: Ich habe mich mit vielen Dingen bis jetzt noch gar nicht beschäftigt.