Köln, Kosmos, Kasachstan

Alexander Gerst ist gelandet. Das ist eine Nachricht, da eine Reise ins Weltall noch lange nicht alltäglich ist. 165 Tage war der 38-jährige Kosmonaut aus Deutschland auf der Internationalen Raumstation ISS, bevor er am frühen Montagmorgen mit einer russischen Sojus-Raumkapsel in der kasachischen Steppe landete. Mit an Bord waren der russische Kosmonaut Maxim Surajew und der US-Amerikaner Reid Wiseman. Gerst machte sich aus Kasachstan sofort auf den Weg nach Köln, wo Ärzte untersuchen wollen, wie sich sein Organismus nach Monaten im All wieder an die Schwerkraft der Erde anpasst. Immerhin dürften Muskeln, Knochen und Immunsystem nach der langen Zeit in der Schwerelosigkeit stark geschwächt sein.

Sein Geruchssinn aber scheint im Weltall keinen Schaden genommen zu haben. „Gelandet. Die Erde riecht großartig“, schilderte Gerst seine ersten Eindrücke nach der Rückkehr in einem Kurznachrichtendienst. Schön sei es, wieder zu Hause zu sein. „Nur die Schwerkraft zieht mich etwas runter.“

In der ISS führte der Vulkanologe aus dem baden-württembergischen Künzelsau rund 100 Experimente durch, wenn er nicht gerade den Blick auf den blauen Planeten genoss. Besonders gern soll er Tests mit neuen Legierungen gemacht haben. Auch mit Feuer experimentierte der deutsche Kosmonaut. Die Besonderheit: Eine Kerzenflamme ist im All kugelförmig. Die Forschungsergebnisse sind wichtig, um sich auf der Raumstation vor Feuer zu schützen.

Gerst ist der elfte Deutsche, der die Reise ins All angetreten hat. Beglückwünscht wurde er dazu von Sigmund Jähn, der für die DDR 1978 als erster Deutscher in den Kosmos flog. Gerst habe mit Freude und Hingabe viele Menschen durch seine Berichte und blendenden Fotos an seinem Flug teilnehmen lassen, sagte Jähn. „Ich war in der Lage, mit ihm Mails auszutauschen, und er hat mich sogar aus dem Weltraum angerufen.“ Gemeinsame Raumflüge verschiedener Nationen hätten auch einen moralisch-ethischen Wert. Jähn: „Ich bin sicher, dass Menschen, die zusammen an Friedensprojekten arbeiten, nicht mit Waffen aufeinander losgehen.“

RICHARD ROTHER