wulff und die medien
: Früher, da war alles besser

Ausgerechnet Niedersachens Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) hatte sich das „Netzwerk Recherche“ für seine Jahrestagung am Wochenende eingeladen. Und der bemühte sich, den nach Hamburg gekommenen JournalistInnen die Leviten zu lesen. Hintergrundgespräche etwa gebe es deshalb kaum noch, weil die Medien regelmäßig Informationen aus solch vertraulichen Runden verbreiteten – entgegen aller Absprachen. Klar: Treffen sich Politiker doch stets deshalb mit handverlesenen Berichterstattern, damit danach auch ja nix in der Zeitung steht.

STÖRZEILE VON STEFFEN GRIMBERG
UND ALEXANDER DIEHL

„Es fehlt an Geld und Hingabe, spannende Geschichten zu machen“, mahnte Wulff. Zu Lebzeiten Henri Nannens, Gerd Bucerius’ und Marion Gräfin Dönhoffs sowie Rudolf Augsteins, ja, da seien politisch noch eindeutig Positionen bezogen worden, „an denen wir uns gerieben haben“. Heute dagegen habe man ja in den Verlagen kaum noch Zeit und Geld für intensive Recherchen.

Was Wulff auch prompt zu belegen wusste: So gebe es doch tatsächlich „keinen Journalisten, der mich jüngst länger als einen Tag begleitet hat“. Noch schlimmer: „Kaum ein Medium leistet sich noch einen Korrespondenten in Hannover – der zentralsten Stadt Deutschlands.“

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Wulff, irgendwer musste es ja mal sagen. Und für die Zukunft treffen Sie sich doch einfach mal mit einem der beiden Korrespondenten, die sich die taz in Ihrer schönen Stadt leistet, sagen wir: auf ein Hintergrundgespräch. Wir sagen es auch nicht weiter.