ANJA KRÜGER ÜBER DIE WARHOL-VERSTEIGERUNG FÜR AACHENER SPIELKASINO
: Keine große Kunst

Die zwei Warhol-Werke aus der landeseigenen Spielbank in Aachen hat das Auktionshaus Christie’s für umgerechnet 121 Millionen Euro versteigert. Die Bieter blieben zunächst unbekannt. Die Kunstwerke werden künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die neuen Eigentümer werden die Siebdrucke an ein Museum ausleihen.

Jetzt wird die kulturpolitische Debatte über die Versteigerung hoffentlich verstummen. Bisher schlugen die Wellen arg hoch; es war von einem Werteverfall die Rede, von dem Tabubruch „nationales Kulturgut“ zu Sanierungszwecken zu verkaufen. „Unanständig“ nannte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) den Verkauf der Warhol-Bilder.

Die Debatte ist absurd. Bei den beiden Warhols handelt es sich um Kunstwerke, die seit Jahren weggeschlossen und vorher nur für Zocker zu sehen waren. Jetzt werden sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Es war völlig richtig, die Bilder zu versteigern und einen maximalen Preis zu erreichen. Es gibt keinen Grund für den Staat, intakte Kunstwerke zu behalten, die auf Dauer niemand anschauen kann. Der Rechtsnachfolger der abgestürzten ehemaligen Landesbank West LB, die NRW.Bank und andere Unternehmen haben sicher noch einige alte Schätzchen gebunkert, die ebenso ihren Weg ans Licht der Öffentlichkeit finden könnten.

Eines ist an dem Verkauf allerdings zu kritisieren: Dass der Erlös aus der Versteigerung in die Sanierung der Aachener Spielbank und den Neubau eines Kasinos in Köln fließt. Das Land NRW sollte überhaupt kein Kasino betreiben, erst recht keins, das Verluste macht. Das Geld aus den Verkäufen muss für Sinnvolleres ausgegeben werden: Stipendien für Künstler, vernünftigen Kulturunterricht in Schulen oder regelmäßige eintrittsfreie Tage in Museen.

Gesellschaft + Kultur SEITE 16