Kundenumverteilung in der Energiebranche

Die Strompreiserhöhung bei Vattenfall bewirkt offenbar einen sprunghaften Anbieterwechsel der Verbraucher

Die Strompreiserhöhung zum 1. Juli bewegt offenbar zahlreiche Vattenfall-Kunden zum Wechsel des Stromanbieters. Bei dem Hauptenergieversorger gibt man sich allerdings zurückhaltend: „Zum Absprung von den paar hundert Kunden, die seit Mai zu Lichtblick und Nuon gewechselt sind, haben wir keine genauen Zahlen“, sagte Vattenfall-Sprecher Peter Poppe der taz.

Gero Lücking vom Ökostromanbieter Lichtblick spricht jedoch von einem „sprunghaften Anstieg der Kundenzahl, die eindeutig auf die Preis- und Informationspolitik Vattenfalls zurückzuführen ist“. Allerdings wechseln wohl zuerst diejenigen, die im Zuge der CO2-Diskussion schon für den Ökostrom sensibilisiert waren, glaubt Lücking.

Anfang Dezember des vergangenen Jahres hatten die Vattenfall-Kunden Post bekommen, mit dem Betreff „Ihre neuen Vertragsbedingungen“: Seitdem haben nicht nur die Tarifmodelle neue Namen. Anfang Mai wurde auch die Preiserhöhung für Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken von bis zu 9 Prozent offiziell. Seit der Bekanntgabe der Preiserhöhung hat sich die Kundenzahl bei Lichtblick im Mai mit 2.200 zusätzlichen Kunden mehr als verdoppelt. Dieses Jahr ist demnach das bisher erfolgreichste der Lichtblick GmbH. „Der Juni wird die Tendenz halten, falls es nicht sogar zu einer Verdreifachung des Kundenzuwachses kommt“, sagt Lücking.

Der Strom aus regenerativen Energiequellen von Lichtblick koste, im Vergleich zum Angebot von Vattenfall, für einen durchschnittlichen Verbrauch in Hamburg, monatlich inzwischen weniger als einen Euro mehr. In anderen Regionen sei der Ökostrompreis sogar günstiger, als der örtliche Anbieter. Auch der derzeit günstigste Anbieter Nuon wächst. Er verzeichnet rund 12.000 neue Kunden seit Mai. „Das waren vor allem ehemalige Kunden von Vattenfall“, sagt Heike Klumpe von Nuon.

Die Verbraucherzentrale rät derweil Kunden, die ihren Strom noch von Vattenfall beziehen, zum Wechsel: „Nur so kommt der Strommarkt endlich in Bewegung“, sagt Günther Hörmann von der Hamburger Verbraucherzentrale. KATRIN BONNY