Dreckig bald teurer

Ab dem 1. Juli können lokale Energieversorger ungeprüft ihre Preise erhöhen. Konventionell erzeugter Strom wird damit vielerorts in NRW teurer als der aus erneuerbaren Energien

Preise für 3.500 Kilowattstunden/Jahr, das entspricht ungefähr einem 4-Personen-Haushalt:

Lichtblick:749,26 Euro

Elektrizitätswerke Schönau: 767,30 Euro

Greenpeace Energy:810,50 Euro

Naturstrom:769,15 Euro

VON ELMAR KOK

Ab Juli drohen den Verbrauchern in Nordrhein-Westfalen erneut höhere Strompreise. Denn ab dem ersten des kommenden Monats müssen die Länder die von den Versorgungsunternehmen geplanten Preiserhöhungen nicht mehr genehmigen. Und damit fehlt der Landesbehörde ein wichtiges Instrument zur Kontrolle der Energiekonzerne.

Um die Verbraucher vor überhöhten Preisen zu schützen, hat das Wirtschaftsministerium in NRW angekündigt, „einen eigenen Stromtarifrechner zu entwickeln“, sagt Joachim Neuser, Sprecher von NRW-Energieministerin Christa Thoben (CDU). Dort solle sich jeder zukünftig „mit ein paar Klicks seine gewünschte Stromzusammensetzung aussuchen können“ und dann zu möglichen Anbietern geführt werden, sagt Neuser. Das bleibt neben kartellrechtlichen Maßnahmen, die einzige Möglichkeit des Ministeriums, mäßigend auf die Preise der Versorger einwirken zu können. Das Ministerium kündigte an, die kartellrechtlichen Möglichkeiten „sehr präzise zu nutzen“.

Das freut den Vorsitzenden des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters. Er bedauert in erster Linie , dass die Stromanbieter ihre Preise nicht mehr durch Behörden genehmigen lassen müssen. „Das Kartellrecht ist ja immer nur im Nachhinein anwendbar“, sagt Peters. Das bedeute dann auch immer langwierige Verfahren.

Der Branchendienst Verivox rechnet damit, dass mit dem Wegfall der Genehmigungspflicht rund zehn Prozent der Versorger in Deutschland die Preise erhöhen werden. In NRW werden das in jedem Fall die Stadtwerke Düsseldorf tun. „Das wird unsere erste Strompreiserhöhung seit dem 1. Januar 2005“, sagt Juan Cava Marin, Sprecher des Unternehmens. Für seine Kunden werde der Strom zwischen 4,5 und sechs Prozent teurer, kündigte Cava Marin an.

Begründet wird die Preiserhöhung der Düsseldorfer Stadtwerke damit, dass die Bezugskosten für Strom seit 2005 „um 70 Prozent gestiegen sind“. Cava Marin sagt, es könne sein, dass das Unternehmen wegen der Preiserhöhungen auch Kunden verliere. Seit der Liberalisierung des Strommarktes hatten die Düsseldorfer Stadtwerke mit ihrem verhältnismäßig günstigem Angebot für konventionell erzeugten Strom nach Cava Marins Angaben rund 75.000 Kunden außerhalb Düsseldorfs gewonnen.

Viele Anbieter ändern ihre Preise bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Schon mit der Mehrwertsteuererhöhung zum vergangenen Januar wurde Strom teurer – und mittlerweile sind die Preisunterschiede zwischen reinem Öko-Strom und Energie aus fossilen Energieträgern nur noch minimal bis gar nicht mehr vorhanden (siehe Kasten). So kostet der Strom der Stadtwerke Fröndenberg für einen Vier-Personen-Haushalt laut Ministeriumsliste 778,80 Euro, beim Öko-Anbieter Lichtblick hingegen 749,26 Euro.