Hallenkick 2. Klasse

Wie die wenigen Futsal-Spieler in Nordrhein-Westfalen um die Akzeptanz ihrer ungeliebten Sportart kämpfen

DÜSSELDORF taz ■ Sie treffen sich in Badminton-Hallen und fahren hunderte Kilometer für ihren Sport – die Futsal-Spieler in Nordrhein-Westfalen. Es ist eine kleine Community von wenigen Dutzend Teams und einigen hundert Spielern. „Es ist schwer, akzeptiert zu werden“, sagt Jo Park, Vorsitzender und Trainer der „Futsal Tigers Bocholt“. Mit Teams wie „Strandkaiser Krefeld“ und „Furios Futsal Mönchengladbach“ spielt Parks Mannschaft in der Niederrhein-Liga. Die „Tigers“ stehen derzeit auf dem letzten Tabellenplatz. Doch das ist nicht das eigentliche Problem, sagt Park. Wie alle Futsal-Teams wollen die Bocholter anerkannt werden – vor allem von der Sportbürokratie.

„Einige Sportverbände wollen uns nicht aufnehmen“, klagt Jo Park. Der Mittzwanziger ist über ein Info-Seminar an der Europäischen Akademie des Sports im münsterländischen Velen zum Futsal gekommen. „Uns werden oft Steine in den Weg gelegt“, sagt Park. „Weil wir nicht richtig als offizieller Sportverein anerkannt werden, bekommen wir keine Hallen für das Training und den Spielbetrieb“. Sein „Team-Manager“ und Mitspieler Ivo Leunig – im Hauptberuf Geschäftsführer einer IT-Firma – beschwert sich: „Wir müssen teils lange Autofahrten in Kauf nehmen, um überhaupt irgendwo spielen zu können“.

Futsal ist eine Art von Hallenfußball ohne Banden, der Sport sieht aus wie Indoor-Soccer ohne Blutgrätschen. Es wird generell mit fünf Spielern auf Handballtore mit einem sprungreduzierten Ball der Größe 4 gespielt. Der Spielball hat auch weniger Druck als ein „normaler“ Fußball. Gewechselt werden darf unbegrenzt, der Einwurf ist durch den Einkick ersetzt, die Spielzeit beträgt zweimal 20 Minuten – ein schneller Kick. „In diesem Sport kommt es auf Technik und Spielwitz an – aber auch auf Kondition“, sagt der kräftige „Tiger“.

Die Wurzeln des Futsal liegen in Südamerika, wo so seit den 1950er Jahren gespielt wird. Während Futsal seit Jahren in fast allen wichtigen Fußballländern boomt, kommt Deutschland erst langsam mit einer Strategie für die Trenddisziplin voran. Der zuständige DFB-Direktor Willi Hink will die „internationale Konkurrenzfähigkeit“ des deutschen Futsals verbessern. Eine klarere Ligastruktur und eine intensivierte Schiedsrichter- und Trainerausbildung im Futsal sollen her. Hink: „Wir dürfen das Tempo nicht derart beschleunigen, dass der Futsal ein nur vom Verband gesteuertes Kunstgebilde wird.“

Ein Kunstgebilde? „Futsal ist das ungeliebte Kind im deutschen Fußball“, sagt der Pionier Jo Park aus der Niederrhein-Liga. Deutschland renne der internationalen Entwicklung hinterher – obwohl die schnelle Hallensportart bei den olympischen Sommerspielen 2012 in London wahrscheinlich mit im Programm sein wird. Noch gibt es aber keine offizielle deutsche Futsal-Nationalmannschaft.

Dass der DFB nun angeblich auch nur auf sanften Druck von UEFA und FIFA auf mehr Futsal-Förderung setzt, will der Frankfurter Dachverband nicht bestätigen. „Wir gehen erste Schritte“, sagt ein Sprecher. Womöglich ist der traditionell wenig innovationsfreudige DFB aber zu langsam. Bei ruhenden Bällen hat der ausführende Spieler im Futsal nach Freigabe des Balles nur vier Sekunden Zeit, um den Ball wieder ins Spiel zu bringen. Ein echter Aufschwung des Futsal im DFB-Land Deutschland dürfte hingegen noch Jahre dauern.

MARTIN TEIGELER