Der taz-Verdianer

Taz-Genosse Bludau-Hoffmann aus Haltern macht Druck: Er will über die Zukunft des NRW-Teils mitentscheiden

taz-Genosse HERBERT BLUDAU-HOFFMANN ist sicher, dass die taz nrw im Gewerkschaftsmilieu neue Abonnenten gewinnen kann.

Für den taz-Genossen Herbert Bludau-Hoffmann ist die taz nrw noch lange nicht am Ende: „Bei den Gewerkschaftern hat sie ihr Leserpotenzial nicht erschöpft“, sagt der Bereichsleiter für Finanzdienstleistungen im Verdi-Bezirk Essen. Er ist sauer, dass die Berliner Geschäftsführung die Genossenschaftler zur Zukunft des Regionalteils in NRW nicht einbeziehen will: „Eine solche Entscheidung darf nicht ohne uns gefällt werden.“

Vor fünf Jahren fing der Diplom-Volkswirt aus Haltern am See an, die taz am Kiosk zu kaufen. Über das tägliche Erscheinen des NRW-Teils Ende 2003 hat sich der 52-jährige Familienvater gefreut: „Dadurch bekam die taz für mich einen Mehrwert“ – und abonnierte schließlich. Konsequent war es dann auch für ihn, kurz darauf taz-Genosse zu werden: „Ich wollte so die Zeitung stärken und den Genossenschaftsgedanken fand ich immer schon attraktiv.“ Die zunehmende Monopolisierung der Medienlandschaft und die steigende Macht der Werbepartner machten eine unabhängige Berichterstattung „wichtiger denn je“, so Bludau-Hoffmann – in Deutschland und auch im bevölkerungsreichsten Bundesland: „Es wäre ein verpasste Chance, die taz nrw jetzt einzustellen.“

Im Verständnis des Verdianers gehört die Zeitung den LeserInnen, die taz-Genossenschaft fungiert als Herausgeberin des linksliberalen Blattes. Auch die taz-Geschäftsführung betont immer wieder, dass die 7.300 taz-GenossInnen (davon mehr als 1.000 aus Nordrhein-Westfalen) „mit ihren Einlagen das ökonomische Gefälle zwischen der taz und der konzerngebundenen Konkurrenz ausgleichen.“

Für Bludau-Hoffmann ist es deshalb das Mindeste, dass er in der kommenden Genossenschaftsversammlung im September zu den Schließungsplänen angehört wird. „Natürlich müssen ökonomische und politische Interessen gegeneinander abgewogen werden“, sagt er. Doch er hat auch Ideen, wie der Kreis der taz-Leser erweitert werden kann: „Das grüne Milieu ist ausgeweidet, aber das linke noch lange nicht“, sagt er. Über mehr Diskussion zu einem Mindestlohn oder über Verteilungsgerechtigkeit könne die Zeitung auch noch kräftig bei den Gewerkschaftlern fischen. „Man könnte Veranstaltungsreihen mit Verdi und anderen Gewerkschaften organisieren“, sagt er – und hofft, dass er für seine Ideen zur Rettung der taz nrw doch noch eine Plattform erhält.

NATALIE WIESMANN