hamburger szene
: Neulich hinterm Haus

An der Sternschanze steige ich aus. Nach dem Verlassen der S-Bahn-Station laufe ich durch das Samstagnachmittag-Gewusel. Gekläffe, Kindergeschrei und Polizeisirenen vermischen sich, es ist der typische Klang des Viertels. Es riecht nach Bier, der Verkehr stockt und die S-Bahn fährt über all das hinweg. Ich laufe direkt vor eine Ansammlung von Streifenwagen. Was auch immer hier los ist, die Bilder vom G 8 Gipfel sind noch präsent: Helme, Schlagstöcke, Polizisten in Kampfmontur, Demonstranten in schwarz. Ich beschließe heute noch mein Fahrrad aus dem Keller zu holen und damit den nächsten ruhigen Platz aufzusuchen.

Hinterm Haus versuche ich die Reifen aufzupumpen, der hintere bleibt allerdings platt. Neben mir taucht wieder einer dieser Männer in blau auf, die früher mal grün waren. Was wird er mir zu sagen haben? Hier ist kein Abstellplatz? Sie stören die Nachbarn? Rücklicht kaputt? „Hier liegt aber auch immer so viel Glas rum“, sagt er statt dessen, und: „Idyllischer Platz hier. Nur eine Bank in der Sonne wäre jetzt noch schön.“ Ob er sich jetzt erstmal eine dreht?

Die Kinder auf der anderen Seite des Zauns werden neugierig. „Zeig mal deine Waffe“, fragt der Kleinere erwartungsvoll. „Die ist ganz staubig. Außerdem ist meine Waffe hier“, sagt der Beamte und tippt sich an den Mund. Dann holt er etwas aus der Tasche und reicht es mir herüber. Es ist Flickzeug. Die Kinder machen große Augen.

Katrin Bonny