Im Zweifel macht‘s der Sparkassendirektor

Die nordrhein-westfälischen Hochschulen tun sich schwer mit der Suche nach prominenten Mitgliedern in ihren Räten. Häufig muss die zweite Reihe ran – und die berufenen Mitglieder kennen ihre Aufgaben kaum

Immerhin haben sie in Paderborn Klaus Töpfer bekommen. Der ehemalige Bundesumweltminister ist zwar ein beschäftigter Mann, zur Zeit hat er einen Lehrauftrag in China – doch zumindest hat der CDU-Politiker einen klangvollen Namen, der dem beschaulichen Paderborn einen Hauch von weiter Welt verleiht. Doch Töpfer ist einer der wenigen prominenten Mitglieder in einem nordrhein-westfälischen Hochschulrat. Offenbar tun sich die Unis schwer damit, ihr neues Aufsichtsgremium prominent zu besetzen.

Erst vier der großen Hochschulen im Land haben bisher die Mitglieder der neuen Räte benannt. Meist sitzen in den Gremien sowohl Professoren der Universität als auch Vertreter der lokalen Wirtschaft. Anders als in Baden-Württemberg oder Bayern, wo etwa der Ex-Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer, Verleger Hubert Burda sowie Manager von Eon oder McKinsey die Universitäten beraten, halten sich die großen Unternehmen in NRW bislang zurück. Ausnahmen wie der Chef des Autozulieferers Benteler an der Uni Paderborn und die Geschäftsführerin des Stahlriesen Mittal an der Uni Duisburg-Essen bestätigen die Regel eher, als dass sie sie widerlegen. Vorsitzender des Hochschulrats an der Fusionsuni ist etwa Henning Osthues-Albrecht – in seinem normalen Leben steht er der Sparkasse Essen vor.

Vielfach wissen die Externen auch gar nicht, welche Rolle sie im Hochschulrat spielen sollen: „Das ist ein ehrenvolles Amt, eine ehrenvolle Aufgabe“, sagt Hans-Udo Klein, Geschäftsführer der Accel GmbH. Er ist einer von zwei Unternehmern im Hochschulrat der Universität Wuppertal – seine Kompetenzen kennt er jedoch kaum. „Ich weiß, dass ich den neuen Rektor wählen muss.“ Der Rest werde sich ergeben, sagt er.

Die Gewalt über die Vergabe des höchsten Jobs an der Universität könnte auch einer der Gründe sein, dass der von Studentenvertretern befürchtete Ansturm der Konzernbosse bislang ausbleibt. Denn bestimmt wird die Zusammensetzung der Hochschulräte von den Senaten der Universitäten in Zusammenarbeit mit dem NRW-Wissenschaftsministerium: Manch einer der Rektoren wird sich da zweimal überlegen, wie prominent und durchsetzungsfähig seine Kontrolle denn sein soll.

KLAUS JANSEN,

NATALIE WIESMANN