Schieder-Insolvenz: Rettung von den Nachbarn?

Gewerkschaften bringen eine „regionale Lösung“ zur Rettung des ostwestfälischen Möbelherstellers Schieder ins Gespräch. Interessenten sind allerdings noch nicht in Sicht. Die Landesregierung stellt eine Bürgschaft in Aussicht

DÜSSELDORF taz/dpa ■ Es wäre zu passend gewesen, wenn ausgerechnet ein runder Tisch Europas größten Möbelhersteller gerettet hätte. Doch auch kurz vor Abschluss der vom lippischen Landrat Friedel Heuwinkel (CDU) anberaumten Krisensitzung gestern Nachmittag (beendet nach Redaktionsschluss) war kein Investor in Sicht, der ein Zukunftskonzept für die 1.300 Mitarbeiter des insolventen ostwestfälischen Möbelriesen Schieder vorlegen kann.

Seit in der vergangenen Woche die Hedge-Fonds Cheyne Capital und Cyrus Capital die Verhandlungen über ein Engagement bei Schieder abgebrochen haben, herrscht am Unternehmenssitz in Schieder-Schwalenberg Ratlosigkeit. Die Investmentfirmen hatten vor einem Einstieg bei dem wegen ambitionierter Auslandsgeschäfte in finanzielle Probleme geratenen Ikea-Zulieferer abgesehen, nachdem das Ausmaß der von den Schieder-Gründern vorgenommenen Bilanzfälschungen bekannt geworden war. „Wenn sich nicht bald Ersatz findet, ist der Betrieb bei Schieder schnell am Ende“, sagt der nordrhein-westfälische IG Metall-Sprecher Wolfgang Nettelstroth.

Bis Ende Juli wird den Beschäftigten noch Insolvenzgeld ausgezahlt. Nach dem Auslaufen dieser Frist wird es nahezu unmöglich, noch einen Investor zu finden. Die letzte Hoffnung der Arbeitnehmer ist nun, dass sich eines der 250 Möbelunternehmen in Ostwestfalen bereit erklärt, die Produktion bei Schieder fortzuführen. „Es gibt gute Produkte, und es gibt einen Markt dafür“, sagt Gewerkschafter Nettestroth. „Eine regionale Lösung wäre das Beste für alle.“

Immerhin scheint die nordrhein-westfälische Landesregierung bereit zu sein, ein Zukunftskonzept für Schieder mit einer Bürgschaft abzusichern. „Die Möglichkeiten werden geprüft“, sagt ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Insgesamt 162 Mal hat das Land in den vergangenen drei Jahren eine solche Untersützung gewährt – bei spektakulären Pleiten wie der des Handyhersteller BenQ kamen die Unternehmen allerdings nicht einmal so weit, sie in Anspruch zu nehmen. Das weiß auch die IG Metall: „Es ist gut, wenn sich das Land engagiert. Wenn Investoren aber wie im Fall BenQ nur auf öffentliches Geld aus sind, ist niemandem geholfen“, sagt Sprecher Nettelstroth.

Erschwert wird eine Rettung von Schieder auch durch immer heftigere Auseinandersetzungen zwischen der Gewerkschaft und dem nach der Verhaftung der alten Führungsmannschaft eingesetzten Interims-Geschäftsführer Ulrich Wlecke. Die Arbeitnehmervertreter werfen dem im Auftrag einer externen Beraterfirma agierenden Manager vor, sich zu sehr um die Akquise von Risikokapital und zu wenig um den Erhalt der Beziehungen zu den wichtigsten Kunden der Firma gekümmert zu haben. Wlecke selbst weist die Vorwürfe als „Polemik“ zurück und beteuert, „persönlich mit allen großen Kunden telefoniert“ und um einen Erhalt der Geschäftsbeziehungen gebeten zu haben. KAN