Gurlitts Erbe geht nach Bern

KUNST Kunstmuseum Bern sichert Restitution von geraubter Kunst zu, darf aber die Sammlung „entarteter Kunst“ aus deutschen Museen vollständig erhalten

BERLIN dpa/taz | Das Kunstmuseum Bern will die NS-Raubkunst aus dem Nachlass des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt restlos an die Erben der einstigen jüdischen Besitzer zurückgeben. Die Sammlung Gurlitt von aus deutschen Museen entfernter „entarteter Kunst“ geht dagegen vollständig nach Bern. Der Stiftungsratspräsident des Museums, Christoph Schäublin, unterzeichnete am Montag in Berlin eine Vereinbarung mit Bayern und dem Bund.

Der gemeinsamen Vereinbarung zufolge werden die rund 500 Werke aus der Gurlitt-Sammlung, die unter Raubkunstverdacht stehen, zunächst in Deutschland bleiben. Die Taskforce „Schwabinger Kunstfund“ soll ihre Herkunft weiter erforschen.

Deutschland sagte im Gegenzug zu, die Kosten für die Rückgabe und mögliche Streitfälle zu übernehmen. „Unserer besonderen deutschen Verantwortung gegenüber den Opfern der NS-Diktatur wollen wir mit der Vereinbarung nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch gerecht werden“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).

Von den rund 480 Werken, die von den Nazi einst als „entartet“ verfemt wurden, sollen alle vorgeblich unverdächtigen Fälle zusammen mit dem unproblematischen Rest der Sammlung nach Bern gehen. Die Schweizer Seite sei aber bereit, Leihanfragen von deutschen Museen, denen die Kunst einst gehörte, mit Vorrang zu behandeln, sagte Grütters.

Die Jewish Claims Conference, die viele jüdische Erben vertritt, begrüßte die Vereinbarung. Zugleich forderte der deutsche Repräsentant Rüdiger Mahlo von der Taskforce eine schnellere Bearbeitung der Fälle. Eine Cousine Gurlitts zweifelt das Testament des Kunsthändlers allerdings an und beantragte beim Amtsgericht in München einen Erbschein.

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