Eine Rekordniederlage droht

FUSSBALL Der Eimsbütteler TV präsentiert die Mannschaft, die am kommenden Sonntag im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth bestehen soll: lauter 18-Jährige

„In den vergangenen Wochen sind Freundschaften zerbrochen“

GUNNAR HITSCHER, ETV-VERTEIDIGER

Im Wasser-, im Floor- oder im Softball gehört der Eimsbütteler Turnverband (ETV) zur nationalen Elite. Für diese Sportarten aber interessiert sich keiner der drei Dutzend Journalisten, die am Mittwochmittag im Gymnastikraum im Sportzentrum an der Bundesstraße sitzen. Fünf Fernsehstationen haben ihre Kameras aufgebaut, die Fotografen zoomen und klicken, Notizblöcke rascheln.

Denn den ETV-Fußballern droht die höchste Niederlage der DFB-Pokalgeschichte – bis heute ist dies eine 0:17-Niederlage des VfB Knielingen aus der Saison 1940/41. Während der Karlsruher Stadtteilverein gegen die Stuttgarter Kickers verlor, weil fast alle Spieler in den Kriegsdienst eingezogen waren, ist das Problem des ETV hausgemacht.

Die Mannschaft, die am 1. Juni überraschend den Oddset-Pokal gewonnen hatte, trat nach einem Streit um Prämien aus dem ETV aus. Der Vorstand hatte den Spielern höchstens 55.000 der insgesamt 110.000 Euro offeriert, die andere Hälfte wollte er in den Bau von Kunstrasenspielfeldern investieren. So stand der Klub vier Wochen vor Saisonbeginn plötzlich ohne Spieler da – zumal die zweite Mannschaft aus Solidarität mit der Ersten dem Verein ebenfalls den Rücken kehrte.

Im schmucklosen Gymnastikraum, vorne auf dem Podium, sitzen zwei Sponsorenvertreter, zwei Vorstandsmitglieder, ein Trainer und zwei Fußballer. In der Mitte thront Frank Fechner, der Vereinsvorsitzende. Auch wenn er sich in seiner Rolle zu gefallen scheint, hat er so viele kritische Fragen wohl nicht erwartet. Er möchte Vorfreude wecken auf das Spiel am Sonntag, auf den Höhepunkt der Vereinsgeschichte: In der ersten Runde des DFB-Pokals empfängt der ETV die Profimannschaft von Greuther Fürth im Stadion Hoheluft.

Die Journalisten aber wollen hören, was Fechner zur Affäre zu sagen hat, die den Sechstligisten in den vergangenen Wochen bundesweit in die Schlagzeilen brachte. Fechner reißt die Augen auf und runzelt die Stirn. Dann erneuert er seine Vorwürfe an die ehemaligen Spieler: „Die alte Mannschaft hat versucht, uns zu erpressen.“

Wie auch immer: Gegen Fürth werden fast ausschließlich Spieler auflaufen, die bisher nur in der A-Jugend gespielt haben. Elf der 18 Kaderspieler sind 1993 geboren. Vom alten Team ist einzig Gunnar Hitscher übrig geblieben, der den Rücktritt vom Rücktritt erklärte und sich erneut dem ETV anschloss. Mit 23 Jahren ist der Verteidiger der Zweitälteste. „In den vergangenen Wochen sind Freundschaften zerbrochen“, sagt er.

Weil das eigene Rasenspielfeld wegen des Dauerregens unbespielbar war, hat die Mannschaft bisher nur auf Kunstrasen geübt. Das Abschlusstraining werde womöglich im Stadtpark abgehalten, sagt Trainer Harald Wenzing. „Fürs Training brauchen wir ja keine Tore.“ DENNIS BÜHLER