Glasgow-Ermittlungen in Australien

Polizei verhört mehrere Ärzte und beschlagnahmt Computer. Britische Muslime distanzieren sich von Anschlag

CANBERRA/LONDON ap/taz ■ Im Rahmen der Ermittlungen zu den versuchten Terroranschlägen in Großbritannien hat die australische Polizei gestern vier weitere, im Ausland ausgebildete und in verschiedenen australischen Bundesstaaten beschäftigte Ärzte verhört. Außerdem seien in zwei Kliniken in Perth und Kalgoorlie Computer beschlagnahmt worden, so Polizeichef Mick Keelty. Bei den Durchsuchungen ist nach Polizeiangaben „ähnliches Material“ sichergestellt worden wie am Vortag bei einer Razzia im Bundesstaat Queensland. Dort war am Montag der indischstämmige Arzt Mohamed Haneef am Flughafen von Brisbane verhaftet worden, als er in seine Heimat Indien abreisen wollte. Er trug nur ein One-Way-Ticket bei sich und wollte nach Aussagen seiner Frau im indischen Bangalore seine vor kurzem geborene Tochter besuchen.

Seit der Verhaftung ist Haneef im Rahmen der von Australien jüngst eingeführten und von Bürgerrechtlern als „drakonisch“ verurteilten Antiterrorgesetze ohne Anklage im Gewahrsam von Agenten der australischen Bundespolizei. Auch eine Vertreterin von Scotland Yard ist nach Australien geflogen, um Haneef zu verhören.

Australische Medien berichteten gestern, zwei in Glasgow verhaftete mutmaßliche Terroristen seien Verwandte von Mohamed Haneef. Sie hätten mit ihm studiert und in Großbritannien in einem Krankenhaus gearbeitet. Khalid Ahmed ist einer von zwei Männern, denen vorgeworfen wird, einen mit Sprengstoff geladenen Jeep in das Flughafengebäude in Glasgow gefahren zu haben. Der australische Ärzteverband bestätigte, Khalid Ahmed und sein Bruder Sabeel Ahmed hätten versucht, ein Visum für Australien zu erhalten, um als Ärzte zu arbeiten. Sabeel habe dreimal ergebnislos einen Antrag gestellt; einmal davon unter falschem Namen.

Muslime in Großbritannien distanzierten sich unterdessen von dem Anschlag in Glasgow und den verhinderten Terrorplänen in London. Terror geschehe „nicht in unserem Namen“ und stehe im Widerspruch zum Islam, hieß es in Zeitungsanzeigen, die von der Gruppe Muslims United veröffentlicht wurden. Darin wurden außerdem die Rettungskräfte gelobt und die Regierung für ihre „ruhige und angemessene“ Reaktion. Die Organisatoren stellten auch eine eigene Website ins Internet. UW