Breiviks Gutachter

Mit Torgeir Husby will Oslo-Terrorrist Anders Behring Breivik nicht zusammenarbeiten. Husby, Psychiater am „Diakonhjemmet“-Krankenhaus Oslo, hat in der vergangenen Woche von der norwegischen Justiz den Auftrag bekommen, zusammen mit seiner Kollegin Synne Sørheim das rechtspsychiatrische Gutachten zu verfassen, das dem Gericht die Entscheidung erleichtern soll, ob Breivik unzurechnungsfähig im Sinne des Strafgesetzbuchs ist. Dann könnte Behandlung statt Haft die Rechtsfolge für seine Taten sein.

Zu norwegischen Ärzten habe er kein Vertrauen, hat Breivik laut eines Polizeisprechers verkündet. Dann müssten Husby und Sørheim ihr Gutachten ohne solche Untersuchungen erstellen. Oft kommt dass nicht vor. Der 60-jährige Husby hat im Laufe der letzten Jahre in über 100 Gerichtsverfahren, darunter einigen der spektakulärsten Norwegens, psychiatrische Gutachten erstellt. Und auch wenn sie sich anfänglich weigerten, irgendwann wollten die meisten Angeklagten doch reden, so seine Erfahrung.

„Dabei wusste ich eines ganz sicher, als ich mein Medizinstudium begann: Psychiater würde ich nie werden“, sagt er. Weshalb auch zunächst die innere Medizin sein Feld wurde. Doch sei ihm recht schnell klargeworden, dass der Fokus da auf der Apparatemedizin liege: „Das passte nicht in mein Weltbild. In der Psychiatrie sind es nicht Maschinen, sondern man muss selbst in dieses Spannungsfeld hineingehen und versuchen, den Patienten mit der Realität in eine Harmonie zu bringen.“

Den Großteil seines Studiums absolvierte Husby in Österreich. „Gefühlsmäßig und kulturell wurde das ein zweites Vaterland.“ Er machte damals viele Reisen durch Süd- und Osteuropa „und bekam da großen Respekt fürs Anderssein“. Aus einer Wohngemeinschaft mit iranischen Studenten blieben persönliche Beziehungen zum Iran – „die gastfreundlichste Gesellschaft, die ich je erlebt habe“ – und ein dortiges Patenkind. Seine glücklichsten Momente seien, so Husby, der sein erstes Boot als Siebenjähriger bekam, zusammen mit seinen Söhnen in einem Boot zu sitzen und zu angeln. REINHARD WOLFF