„Rostesel blockieren“

MÜLL Der Umweltbetrieb sammelt Schrotträder im Viertel ein – die landen recycelt in Ghana

■ 42, Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen und verantwortlich für Kundenfragen.

taz: Frau von Horn, wissen Sie, wo mein altes Fahrrad geblieben ist?

Antje von Horn: Ist es mal banderolisiert worden? Dann könnten wir das recherchieren…

es war schon ziemlich demoliert, hatte platte Reifen und so, war aber angeschlossen.

Wir entfernen nur Fahrräder, die Schrott und nicht mehr fahrtüchtig sind – auch wenn sie noch angeschlossen sind. Wir machen eine Markierung dran, Sie hätten dann vier Wochen Zeit, um es abzuholen. Erst danach sammeln wir die Fahrräder ein.

Und die werden dann einfach verschrottet?

Nein, sie werden noch sechs Monate verwahrt, falls sich doch noch jemand meldet. Und auch danach kommen sie nicht auf den Müll, sondern werden recycelt. Die Waller Beschäftigungs und Qualifizierungsgesellschaft (WABEQ) bildet Zweirad-Hilfskräfte daran aus und verarbeitet sie weiter. Die WABEQ hat ein Projekt in Ghana, damit dort Kinder zur Schule kommen können, verschiffen sie die Fahrräder dorthin.

Wie oft kommt das vor?

Wir sammeln knapp 500 Fahrräder im Jahr ein und sind in ganz Bremen unterwegs. In den letzten Monaten haben wir uns etwas intensiver im Viertel und am Bahnhof umgeschaut. Auch in Teilen der Neustadt gibt es Brennpunkte.

Ist das alles überhaupt nötig? Sorgen nicht Fahrraddiebe für eine natürliche Auslese?

Wir sammeln ja nun die Räder ein, die nicht mal mehr für Diebe interessant sind – in doch großer Zahl. Die vielen innerstädtischen Stellbügel sollen ja auch genutzt werden können, die Rostesel blockieren da.

Und wer muss das wieder bezahlen?!

Da die Räder als Abfall deklariert sind, ist das Einsammeln über die Abfallgebühren finanziert. Insgesamt kostet das 50.000 Euro im Jahr.  INTERVIEW: JPB

10 Uhr, Fehrfeld / Vor dem Steintor