Smartphones im Kühlschrank

ÜBERWACHUNG Das Theaterkollektiv Dreiprozentextra bringt Datenschutz mit James Bond zusammen

James Bond und Edward Snowden: Das sind die Ausgangspunkte für die Überwachungsperformance „E.D.D.I.E.“ von dem Bremer Theaterkollektiv Dreiprozentextra. Überwachung lauert überall, nicht zuletzt in den omnipräsenten Smartphones, die man deshalb gleich beim Einlass abgeben darf. Die Telefone wandern dann in den Kühlschrank, die eigentliche Show kann beginnen und entpuppt sich im Lauf der folgenden 80 Minuten als bunte Szenen-Collage. Zitate, Auszüge aus Spionagedokumenten und O-Töne aus Snowden-Interviews kontrastieren mit Titelsongs der James-Bond-Filme, die live eingesungen werden vom Schauspieler-Ehepaar Andrea und Thorsten zum Felde, die unter der musikalischen Leitung von Jörg Wockenfuß zur Höchstform auflaufen.

Zum runden Abschluss bringt das Ensemble seine Songs indes nie, stets untergräbt eine weitere Ebene die laufende Sequenz. So erlebt man in einer Szene den Darsteller Silvan Stephan, wie er als Mensch gewordenes Facebook-Profil munter aus dem Nähkästchen plaudert. Äußerst authentisch wirkt das, nur dass er eben nebenbei hemmungslos allerlei private Daten preisgibt. Und während er dahinplaudert, entwickelt sich in seinem Rücken eine Verhörszene, deren Spannung sich wiederum in einem James-Bond-Song entlädt. So geht es munter hin und her, Agenten-Klischees und Hollywood-Kitsch wechseln mit Reflexionen über Begriffe wie Privatsphäre, Sicherheit und Freiheit. Auch das Publikum rückt regelmäßig in den Fokus, indem es mit preisgegeben Daten, aufdringlichen Fragen sowie plumpen Sicherheitsparolen konfrontiert wird.

Allerdings werden auch diese Momente wieder gebrochen; überhaupt zeichnet sich die Inszenierung vor allem durch ihre Brechungen aus, die zum einen die Vielseitigkeit dieser Collage ermöglichen, sie jedoch zugleich an manchen Stellen leicht unentschlossen wirken lassen. Nichtsdestotrotz ist E.D.D.I.E. insgesamt eine unterhaltsame Performance mit einem durchweg überzeugenden Ensemble und schwungvollen Musikeinlagen.

JENS LALOIRE

■ So, 7. 12., 28. bis 31. 1., je 19.30 Uhr, Schwankhalle Bremen; 18. bis 20. 12., je 20 Uhr, Theaterhaus Hildesheim