Bunkerfans suchen mehr Schutz

Der Verein „Unterwelten“ protestiert gegen den möglichen Verkauf eines Zehlendorfer Hochbunkers. Er sei wichtiger Teil der Stadtgeschichte und für die Sicherheit nötig. Senat: Einnahmen sind wichtiger

VON JESSICA SCHOBER

Um den Erhalt eines riesigen Betonklotzes ist ein Streit entbrannt. Weil der Bund nicht länger für den Unterhalt von vier Berliner Bunkern aufkommen will, versucht das Land, diese zu verkaufen – darunter auch den besonders gut erhaltenen Hochbunker Heckeshorn in Zehlendorf. Dagegen protestiert der Verein „Berliner Unterwelten“, der dort bisher Führungen angeboten hat. Der Verein fürchtet die Übernahme des Betonbunkers durch Investoren oder gar dessen Abriss. „Dieser Bau muss für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben“, sagt Sascha Keil, im Vorstand des Vereins für die Pressearbeit zuständig. Er hält die Entscheidung des Innenministeriums sogar für gefährlich für die Sicherheit der Bürger.

Der sechsgeschossige Hochbunker Heckeshorn im Forst Düppel am südwestlichen Stadtrand wurde 1943 gebaut. Hinter den vier Meter dicken Stahlbetonmauern wurde während des Zweiten Weltkrieges die Luftverteidigung der Stadt koordiniert. Danach waren zunächst Funkanlagen und eine Leichenhalle des nahen Krankenhauses dort untergebracht, ab 1985 auch ein Notkrankenhaus für 600 Personen. Im Jahr 2001 wurde die Hospitaleinrichtung ins Ausland verschenkt, das nahe Krankenhaus schloss Ende März. Innerhalb von 24 Stunden jedoch hätte laut dem Verein Unterwelten die Notklinik wieder aktiviert werden können.

Vergangene Woche hat der Bund beschlossen, die Unterhaltszahlungen für den Betonklotz und drei weitere Schutzräume einzustellen und sich die jährlichen Kosten von 15.000 Euro zu sparen. „Zweck der Bauten war es, der Zivilbevölkerung im Kriegsfall Schutz gegen Waffenwirkungen zu gewähren“, erklärt Gabriele Hermani, Sprecherin des Innenministeriums. Angesichts der aktuellen Bedrohungslagen hätten die Anlagen keinen Nutzen mehr.

Auch das Land kann mit ihnen nichts mehr anfangen. Deswegen soll der Liegenschaftsfonds die Anlagen nun veräußern. In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sieht man einem möglichen Verkauf gelassen entgegen. „Wir müssen die Entscheidung des Bundes mittragen“, sagte deren Sprecherin Manuela Damianakis. Zwar habe sich der Verein Unterwelten durch seine ehrenamtliche Arbeit bewährt. Aber falls das Land Berlin durch einen Verkauf Erlöse erzielen kann, sollte das auch gewürdigt werden. Eine Ausschreibung oder einen Verkehrswert für die vier Objekte gibt es laut Anette Mischler, Sprecherin des Liegenschaftsfonds, bislang nicht.

Nicht einmal Norbert Kopp (CDU), Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, will den Bau erhalten: „Wenn der Bunker nicht mehr benötigt wird, werden wir ihn nicht unterhalten, nur damit der Verein seine Führungen machen kann.“

„Der Bunker Heckeshorn gehört zur Stadtgeschichte“, hält Keil dagegen. Es gehe aber nicht nur darum, den historischen Ort zu bewahren, sondern für den Ernstfall ein Notkrankenhaus zur Verfügung stehen zu haben. „Auf der einen Seite sagt der Innenminister, dass die Gefahrenlage sich verschärft, und dann werden Schutzanlagen geschlossen.“ Vor der Fußball-WM 2006 habe der Verein sogar eine schriftliche Aufforderung erhalten, die Ausstellungsräume im Notfall binnen 24 Stunden zu räumen. Warum die Schutzanlage plötzlich überflüssig sein soll, kann Keil nicht nach vollziehen.