Elternbrief gegen Schwulen-Mobbing

VORURTEILE LSVD und Türkischer Bund erarbeiten Infomaterial gegen Homophobie an Schulen

Die weiterführenden Schulen in Berlin bekommen bald Post von der Bildungsverwaltung. Es handelt sich um einen Elternbrief zum Thema „Gleichgeschlechtliche Liebe“ und eine Informationsbroschüre, die sich mit Mobbing an Schulen aufgrund der sexuellen Identität befasst. Beides wurde vom Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) und dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) zusammen erarbeitet. „Familien und Schulen spielen eine maßgebliche Rolle bei der Erziehung der Kinder“, erklärte Sedar Yazar, Vorstandssprecher des TBB, am Donnerstag bei der Vorstellung des Infomaterials.

Der Elternbrief, den es in einer deutsch-türkischen und in einer deutsch-arabischen Version gibt, spreche „Mythen über Homosexualität direkt an“ und solle bei den Eltern „Ängste abbauen“, so Yazar. Zudem appelliert der Brief an Eltern, mit dem Thema Homosexualität offen umzugehen und „Respekt für lesbische, schwule und bisexuelle Liebe“ zu zeigen.

Jörg Steinert, Geschäftsführer des LSVD, erklärte, dass die Ablehnung gegenüber Homosexualität in Familien mit Migrationshintergrund häufig durch religiöse Ansichten begründet sei. In einer vom LSVD in Auftrag gegebenen Studie von 2007 sei deutlich geworden, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund Religion durchaus als Argument für die Ablehnung von Homosexualität benutzen würden. Für Jugendliche ohne Migrationshintergrund hingegen sei Religion generell kein Argument für oder gegen die sexuelle Orientierung.

Die vierteilige Broschüre für Schulen richtet sich jeweils an Schulleitung, Lehrer, nichtlehrende Mitarbeiter und Schüler. „In Schulen fehlt es häufig an Aufklärung über sexuelle Vielfalt“, sodass Unwissen häufig zu Mobbing und Diskriminierung führe, sagte Semiramis Ceylan vom LSVD. Das Informationsmaterial enthält deshalb auch Handlungsempfehlungen, so wird zum Beispiel Schulleitungen vorgeschlagen, eine Ansprechperson für Fragen zu „sexueller Vielfalt“ zu ernennen und Informationen darüber in das Schulcurriculum aufzunehmen. BENJAMIN QUIRING