Börsencrash wegen Präsidentenwahl

GRIECHENLAND Aus Furcht vor Instabilität und einer Abkehr vom Sanierungskurs sind Anleger aus den griechischen Finanzmärkten geflohen. Aufgeschreckt hatte sie die vorgezogene Präsidentenwahl

BELIN taz | Die Börse in Athen hat am Montag einen dramatischen Absturz erlebt. Die griechischen Aktien brachen über 11 Prozent ein – stärker als am schlimmsten Tag der Eurokrise. Es war der stärkste Rückgang seit dem globalen Aktiencrash im Jahre 1987, der als „schwarzer Montag“ Börsengeschichte geschrieben hat. Griechische Staatsanleihen wurden ebenfalls in Massen verkauft, was die Rendite der zehnjährigen Anleihen von 7,27 auf 7,89 nach oben trieb.

Mutmaßlicher Anlass für diese dramatische Entwicklung war die Ankündigung von Regierungschef Antonis Samaras, die Wahl eines neuen Präsidenten auf den 17. Dezember vorzuziehen. Als Kandidaten der Regierungskoalition nominierte Samaras den ehemaligen EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Der 73-Jährige sei der beste Kandidat, um das Amt vom amtierenden Staatschef Karolos Papoulias zu übernehmen.

Dimas war von 2004 bis 2010 zunächst EU-Kommissar für Arbeit und Soziales, danach für Umwelt. Er gehört wie Samaras der konservativen Nea Dimokratia an. Von 2011 bis 2012 war er kurzzeitig Außenminister.

Hinter dem Crash steht die offensichtliche Angst der Investoren vor einer Regierungsübernahme durch die linke Syriza-Partei. Sollte sich im Parlament am 17. Dezember nämlich nicht die erforderliche Mehrheit von 60 Prozent der Abgeordneten für Dimas finden, wäre eine Neuwahl des Parlaments laut Verfassung zwingend vorgeschrieben. In allen Umfragen liegt die oppositionelle Partei Syriza vorn, die den strikten Sparkurs der griechischen Regierung ablehnt. Derzeit verfügt die konservative Regierungskoalition nur über 155 der 300 Sitze im Parlament, also deutlich weniger als die 180 Stimmen, die für eine Präsidentenwahl notwendig wären. Während Samaras offensichtlich auf Überläufer aus den Reihen der anderen Parteien setzt, die aus Angst vor einem Verlust ihres Parlamentsmandates vor Neuwahlen zurückschrecken, glauben viele nicht, dass diese Rechnung aufgehen wird. Die Frage gilt damit als offen, ob Griechenland zukünftig noch in der Eurozone bleiben kann. GB