Erfolg für Kampagne im Internet

HILFE 1,7 Millionen syrische Flüchtlinge erhalten wieder Nahrungsmittel. Doch weltweit braucht das UNHCR 6,1 Milliarden Dollar für das Jahr 2015

„So eine große Welle der Unterstützung ist beispiellos“

ERTHARIN COUSIN, WFP

AUS GENF ANDREAS ZUMACH

Die Anfang Dezember unterbrochene Lebensmittelversorgung von 1,7 Millionen syrischen Flüchtlingen kann dank einer erfolgreichen Onlinespendenkampagne des Welternährungsprogramms (WFP) der UNO zwar zunächst wiederaufgenommen werden. Für die Versorgung der weltweit über 50,5 Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebenen – darunter inzwischen fast 11 Millionen SyrerInnen – braucht die UNO für das Jahr 2015 aber noch verbindliche Finanzzusagen ihrer 193 Mitgliedsstaaten von über 6,1 Milliarden US-Dollar.

Die über Facebook, Twitter und andere soziale Medien verbreitete Spendenkampagne, die das WFP am Mittwoch vergangener Woche gestartet hatte, brachte 80 Millionen Dollar ein. Zuvor musste die UN-Organisation die Lebensmittelversorgung für 1,7 Millionen syrische Flüchtlinge in den Anrainerstaaten Libanon, Jordanien, Irak, Türkei und Ägypten einstellen, weil Mitgliedsstaaten zugesagte Gelder nicht überwiesen hatten.

Ziel der Spendenkampagne waren 64 Millionen US-Dollar – um die Lebensmittelhilfe zumindest bis Ende Dezember zu sichern. Mit den gespendeten 80 Millionen kann die Lebensmittelhilfe nun zumindest bis zur 2. Januarwoche fortgesetzt werden.

Knapp zwei Millionen US-Dollar kamen von rund 14.000 Privatpersonen aus 158 Ländern, darunter die meisten aus den USA, Kanada und Syrien. Das übrige Geld steuerten Regierungen bei. „So eine große Welle der Unterstützung in so kurzer Zeit ist beispiellos“, freute sich WFP-Direktorin Ertharin Cousin über den großen Spendenerfolg. „Besonders dankbar sind wir den vielen Privatspendern, die gezeigt haben, dass man selbst mit nur einem US-Dollar etwas bewirken kann.“

Bei aller Freude über diesen bislang einmaligen Erfolg einer Spendenkampagne betonen Cousin und die DirektorInnen der übrigen humanitären Organisationen des UN-Systems allerdings, dass die Überlebenshilfe für Flüchtlinge und andere Menschen in Not auf Dauer und verlässlich nur durch ausreichende Budgets und verbindliche Finanzbeiträge der Mitgliedsstaaten zu gewährleisten ist. Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) unterbreitete den Mitgliedsstaaten am Dienstag auf der jährlichen Konferenz in Genf seinen endgültigen Haushaltsentwurf für 2015. Für die Versorgung von weltweit 50,5 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen benötigt das UNHCR insgesamt 6,1 Milliarden US-Dollar.

Ein erster, Anfang Oktober vorgelegter Entwurf des Haushaltes belief sich noch auf 5,8 Milliarden USD. Grund für die Erhöhung um 300 Millionen USD innerhalb von zwei Monaten ist in erster Linie die Zunahme der Zahl der syrischen Flüchtlinge und Binnenvertriebenen.

Sollten die Mitgliedsstaaten keine verbindlichen Finanzzusagen für die benötigten 6,1 Milliarden US-Dollar machen, wird das UNHCR die Versorgungsleistungen für Flüchtlinge und Binnenvertriebene weiter einschränken müssen. Bereits für das laufende Jahr 2014 hatte das UNHCR von den Mitgliedsstaaten lediglich Finanzierungszusagen für 55 Prozent der benötigten Haushaltsmittel erhalten. Auch das Welternährungsprogramm wird im Januar erneut eine Spendenkampagne starten müssen, wenn die für 2015 benötigten Haushaltsmittel bis dahin von den Mitgliedsstaaten nicht bereit gestellt werden.