Büchergeld für Arme

AUFRUF Stipendiaten sollen einen Teil ihrer Fördermittel an sozial Schwache spenden

BERLIN taz | Stipendien spenden! Dazu ruft seit Dienstag eine Initiative von StipendiatInnen der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft auf.

„Wir möchten dadurch die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland fördern“, sagt Ines Burckhardt, Stipendiatin der Studienstiftung und Sprecherin der Initiative. Die Initiatoren wollen, dass viele Stipendiaten einen Teil des zu Jahresbeginn erhöhten Büchergeldes spenden.

Seit April erhalten die Stipendiaten der zwölf etablierten Begabtenförderungswerke monatlich 150 Euro Büchergeld, 70 Euro mehr als früher. Die Spendeninitiatoren waren von Anfang an dagegen, weil der Betrag unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt wird. „Nicht alle sind darauf angewiesen“, sagt Burckhardt. Von den derzeit 10.000 Stipendiaten der Studienstiftung erhält mehr als die Hälfte aufgrund des guten Verdiensts der Eltern nur das Büchergeld. „Gleichzeitig haben Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen schlechtere Bildungschancen.“ Die einkommensunabhängige Erhöhung des Büchergeldes sei eine „Verschwendung von Fördergeldern“.

Nun sollen andere von dem zusätzlichen Geld profitieren. Der Initiative schweben drei Projekte vor: So motiviert „Arbeiterkind“ OberstufenschülerInnen aus nichtakademischen Familien zur Aufnahme eines Hochschulstudiums. „Plan MSA“ bietet kostenlose Nachhilfe zur Vorbereitung auf die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss. „Rock your Feel“ stellt HauptschülerInnen Studierende als Coachs zur Seite. Die unterstützen sie beim Übergang ins Berufsleben.

Hans-Peter Niedermeier, Leiter des Instituts für Begabtenförderung der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung, hält die Buchgelderhöhung hingegen für „bildungs- und sozialpolitisch richtig und wichtig“. Zumal es in den vergangenen Jahrzehnten keine Anpassung gegeben hätte.

„Die Diskussion über das erhöhte Büchergeld ist auch bei uns geführt worden“, sagt Vera Lorenz, Sprecherin der Grünen-nahen Heinrich Böll Stiftung: „Die Stipendiaten überlegen, was mit dem Mehr an Geld gemacht werden kann.“

ALEXANDER BUDWEG