Brandbrief der 130

DEUTSCHE WELLE Intendant überlegt, deutsche TV-Programme zu schließen

An der Berliner Voltastraße sind sie Ruhe gewöhnt. Drinnen machen Journalisten eine Vielzahl von Fernsehprogrammen, die in Deutschland kaum einer kennt. Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandsender des Landes, mit einem Zuschuss von 286 Millionen Euro finanziert der Bund TV-Kanäle, Radio und Websites in diversen Sprachen.

Doch seit Peter Limbourg vor einem Jahr zum Intendanten berufen wurde, ist die Stimmung nicht mehr ruhig. Der frühere Sat.1-Mann droht mit Kürzungen. Und will mit dem bisschen übrigen Geld einen englischsprachigen News-Kanal starten, der es mit internationalen Größen wie der BBC, CNN oder Al-Dschasira aufnehmen kann.

Vor einem Monat versetzte Limbourg die Mitarbeiter in einen „Panikschock“, wie es der Berliner Personalratsvorsitzende Klaus Enderle formuliert. Völlig aus dem Nichts kündigte der Intendant im November an, das deutsche TV-Programm sowie den spanischen und den arabischen Kanal zu schließen, falls die Deutsche Welle nicht mehr Geld vom Bund bekomme.

Ehe das Thema am Donnerstag den Bundestag erreichen wird, haben Mitarbeiter einen umfassenden Protest gegen die mögliche Abschaltung des linearen deutschen Programms organisiert. „Deutsche Welle ohne Deutsch? Nicht mit uns“ lautet der Titel eines offenen Briefs. Unterzeichnet haben ihn 130 intellektuelle Größen, Künstler und Wissenschaftler wie Herta Müller, Fatih Akin und Smudo.

Der Protest setzt Intendant Limbourg unter Zugzwang. Sein Sprecher Christoph Jumpelt äußerte sich vorsichtig. Der Intendant werde sich „mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass die Deutsche Welle eine gesicherte Finanzierung bekommt“. Es gebe keinerlei Beschlüsse, ob Programme eingestellt würden.

Am Montag rufen Mitarbeiter zu einer Demonstration in Berlin auf, sie können die Überlegungen der Senderspitze nicht nachvollziehen. Das könnte die nächste Eskalationsstufe sein.

JENS TWIEHAUS