Die große BER-Stelle

FLUCHHAFEN Nach dem Mehdorn-Abgang favorisiert der Regierende Bürgermeister Michael Müller eine interne Lösung. Der scheidende Flughafenchef selbst mosert wieder mal

„Das ist nicht anständig, das so zu tun“

HARTMUT MEHDORN, BER-BADBOY

VON STEFAN ALBERTI

Der Rücktritt des Chefs der Flughafengesellschaft, Hartmut Mehdorn, war für den neuen Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) „nicht nötig“. Dieser Schritt von Mehdorn habe ihn erstaunt, sagte Müller am Dienstag: „Ich hätte mir gut vorstellen können, mit Herrn Mehdorn weiterzuarbeiten.“ Der Flughafenchef hatte am Montag seinen Rückzug spätestens für Juni 2015 angekündigt. Bei der Nachfolge ist Müller offen für eine schnelle Besetzung aus dem Kreis jetziger Führungskräfte: „Ich habe das Bauchgefühl, dass es gut wäre, wenn diejenigen, die eine gute Grundlage geschaffen haben, auch in der Verantwortung bleiben.“

Müller äußerte sich nach der ersten regulären Senatssitzung seit seiner Wahl am vergangenen Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Am selben Tag war er zwar bereits mit den Senatsmitgliedern zu einem dreiviertelstündigen konstituierenden Treffen zusammengekommen. Inhaltliche Beschlüsse gab es dabei jedoch nicht. „Wir sind beide neu, ob wir das hinkriegen?“, scherzte Müller am Dienstag, als ihn eine junge Radioreporterin schüchtern um ein Interview bat.

Noch am Freitag bei der Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft war von einem Rücktritt Mehdorns nichts zu hören gewesen. Müller war für seinen Vorgänger Klaus Wowereit in das Gremium gerückt; er will dort „wichtige Schritte nach vorn“ und „eine greifbare Perspektive“ für den BER erkannt haben. Von den Führungskräften, die am Freitag Vorträge hielten zur Entwicklung des BER, würdigte Müller aber namentlich als einzigen Technikchef Jörg Marks. Das wurde am Dienstag als Fingerzeig für eine mögliche Beförderung zum Vorstandschef interpretiert.

Nach der Sitzung war bekannt gegeben worden, dass der Flughafen – nach vier abgesagten Eröffnungsterminen – nun im zweiten Halbjahr 2017 in Betrieb gehen soll, sechs Jahre später als geplant. Zuvor war nicht mit einen neuen „Terminband“ gerechnet worden.

Müller kündigte am Dienstag zudem an, sich möglichst noch in dieser Woche mit den anderen Teilhabern der Flughafen-Gesellschaft – dem Land Brandenburg und dem Bund – treffen zu wollen, um die Neubesetzung zu organisieren. Dabei soll es aus seiner Sicht nicht nur um Namen, sondern auch um die Struktur des Unternehmens gehen.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums dementierte Spekulationen, Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) könnte Mehdorn auf dem Geschäftsführerposten nachfolgen: „Das steht nicht zur Debatte.“

Grüne wollen Doppelspitze

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende und frühere Chef des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter, hat vorgeschlagen, eine Doppelspitze zu bilden: Einerseits gehe es darum, Tegel und Schönefeld am Laufen zu halten. Andererseits müsse man das Bauprojekt BER in den Griff kriegen. Diese „völlig unterschiedlichen Aufgabenstellungen“ sollten aus Hofreiters Sicht an zwei Leute gehen und nicht mehr in einer Hand liegen.

Unterdessen hat sich der scheidende Flughafenchef Mehdorn gewohnt lautstark zu Wort gemeldet und schwere Vorwürfe gegen den Aufsichtsrat seines Unternehmens erhoben. Er verwies in einem Fernsehinterview auf Gerüchte aus den vergangenen Wochen, wonach bereits ein Nachfolger für ihn gesucht werde. „Das ist nicht anständig, das so zu tun. Das geziemt sich nicht für einen Aufsichtsrat, und es kam ja aus dem Aufsichtsratsumfeld“, kritisierte Mehdorn. Seinen Rücktritt hatte er unter anderem auch mit diesen Spekulationen begründet. „Wenn mir einer quer kommt, dem sage ich: ‚Sie sind ein Klotzkopf.‘ Aber ich gehe nicht hinter den Vorhang und murmel da etwas an Dritte“, meinte Mehdorn.