Für drei Monate nach Lettland

Im September können Berufstätige, Uni-Absolventen oder Arbeitslose in Richtung Baltikum aufbrechen. Die Europäische Union fördert hier Praktika

„Flexibel“ sollen Bewerber heute sein, gerne auch „mehrsprachig“ und „weltoffen“. Daran dachte die Hamburgerin Berrin, als sie sich nach ihrem Soziologiestudium für das Praktikumsprojekt „LeoBaltica“ bewarb. „Eine Freundin war für drei Monate in Estland. Sie war so begeistert, dass ich das auch machen wollte.“ Die 29-Jährige ging allerdings ins benachbarte Lettland. „Ich habe vor Ort bei einer Nichtregierungsorganisation gearbeitet, die eng mit der EU-Kommission zusammenarbeitet.“

Seit 1999 fahren jährlich im Frühjahr und Herbst dreißig Praktikanten nach Estland, Lettland oder Litauen. „Anfangs sind die Bewerber skeptisch, wenn sie das Wort Baltikum hören“, sagt Projektleiterin Anngret Rüß von der Mobilitäts-Agentur von Arbeit und Leben Hamburg. „Aber bis jetzt kam jeder begeistert zurück.“ Diese Erfahrung hat auch Berrin gemacht. Von März bis Mai 2007 lebte und arbeitete sie in Lettland. Untergebracht war sie in einer Gastfamilie, um Kultur und Mentalität besser kennenzulernen. „Die Menschen dort sind nur am Anfang sehr verschlossen“, sagt Berrin im Rückblick.

Vor der Abreise gibt es in Hamburg eine interkulturelle Vorbereitung. „In den vier Tagen geht es vor allem um Selbstreflexion: Wie sehe ich die Menschen und wie sehen sie mich?“, sagt Anngret Rüß. Außerdem lernen die Teilnehmer die Betreuer kennen, die sie begleiten.

Im Land angekommen muss aber jeder zuerst bei einem Sprachkurs in der jeweiligen Landessprache mitmachen. „Danach konnte ich schon einkaufen gehen“, sagt Berrin. Bei der Arbeit in der NGO hat sie viel gelernt. „Schade ist allerdings, dass man vorher seinen Praktikumsbetrieb nicht kennt.“ Die Branche kann sich der Teilnehmer aber aussuchen. „Es sind keine Grenzen gesetzt, ob im Hotel, bei einer Zeitung oder als Ingenieur“, sagt Anngret Rüß. Der Praktikant steuert selbst 420 Euro bei, den Rest übernimmt die EU.

Auch der Hamburger Matthias Falk hat im Frühjahr bei einer NGO in Lettland gearbeitet. „Das ist genau, was ich beruflich machen will“, sagt der 28-Jährige, der ebenfalls Soziologie studiert hat. Als er sich bei Arbeit und Leben für ein Praktikum bewarb, erfuhr er von dem Projekt. „Ich hatte nur einen Tag, um mich zu entscheiden, bin aber froh, es gemacht zu haben.“

Für eine längere Zeit in Lettland zu leben können sich beide Ex-Praktikanten nicht vorstellen – die Bezahlung sei einfach zu schlecht. Sie hoffen allerdings, dass ihr Auslandsaufenthalt bei ihren Bewerbungen für einen Job hilfreich ist.

Für dieses Jahr sind noch Praktikumsplätze zu vergeben. Die Reise beginnt am 24. September. „Wenn ich nochmal nach Lettland fahre, dann nur im Sommer“, sagt Matthias. Da sollte er sich beeilen, aber vielleicht scheint ja auch im September noch die Sonne. BIS

Informationen unter www.hamburg.arbeitundleben.de.