Attacke auf offener Straße

ISLAMHASS In Braunschweig fahren Unbekannte eine 29-jährige Muslimin mit dem Auto an und beschimpfen sie mit islamfeindlichen Sprüchen. Der Staatsschutz ermittelt

Die Attacke gegen die 29-jährige Muslimin war gezielt: Am Dienstag vergangener Woche wollte die Frau, die aus Syrien stammt, gegen 13 Uhr 10 in Braunschweig die Querumer Straße Ecke Berliner Straße überqueren. Als sie mitten auf der Fahrbahn war, so ihre Angaben bei der Polizei, bemerkte sie einen dunklen Kombi in die Straße einbiegen. Der Fahre fuhr direkt auf sie zu und traf sie am Knie.

Vier Männer im Alter von 20 bis 22 Jahren stiegen aus und bepöbelten die Frau mit islamfeindlichen Sprüchen. Der Fahrer packte sie am Kragen ihrer Jacke. Er ließ erst von ihr, als ein etwa 60 Jahre alter Mann und seine Begleiterin einschritten. Schnell hauten die Männer ab. Die Polizei sucht jetzt den Helfer für eine Zeugenaussage. Der Staatsschutz ermittelt.

„Der Angriff zeigt, dass der antiislamische Hass und die rassistischen Vorurteile, die seit Monaten geschürt werden, in Gewalt umschlagen können“, sagt David Janzen, Sprecher des „Bündnis gegen Rechts“ in der niedersächsischen Stadt. Seit Monaten steigt bundesweit die Zahl der Anschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte.

In der Stadt „versuchten Rechtsextreme getarnt als ‚Bürgerinitiative für Sicherheit in Braunschweig‘ Stimmung gegen Flüchtlinge in der Landesaufnahmebehörde zu machen“, sagt Janzen. Schon vor zwei Monaten besuchte die „Bürgerinitiative“ die Kita Morgenstern – nahe der Landesaufnahmeeinrichtung – um zu schauen, ob eine Gefährdung durch die Geflüchteten bestehen würde. Flugblätter verteilten die Rechtsextremen unlängst erneut.

Ein Antifa-Café wurde vergangene Woche mit Hakenkreuzen beschmiert. Bei Facebook besteht seit dem 25. November eine „Bragida“ – Braunschweig gegen die Islamisierung des Abendlandes. Über 2.400 „Likes“ hat die Webseite schon. Für Mitte Januar planen die rechten Wutbürger Braunschweigs wie ihr Vorbild „Pegida“ auf die Straße zu gehen.  ANDREAS SPEIT