Flaggen-Fake am Meeresgrund

Reuters sendet Bilder aus Camerons „Titanic“-Film in Zusammenhang mit dem russischen Tauchgang am Nordpol

Es war nicht das russische Staatsfernsehen RTR, das in der Absicht, seine Berichterstattung von einer Nordpolexpedition mit einer Fälschung dramatisch aufzupimpen, zur DVD-Box mit James Camerons „Titanic“-Film gegriffen hatte (taz vom 9. August 2007). Gepfuscht wurde vielmehr bei der Nachrichtenagentur Reuters.

RTR hatte einen Bericht, der Stunden vor dem russischen Tauchgang am Nordpol ausgestrahlt wurde, mit der Szene der beiden Mini-U-Boote aus dem „Titanic“-Material illustriert, um seinen ZuschauerInnen zu demonstrieren, wie sich das Aufstellen einer russischen Titan-Flagge am Meeresboden in etwa abspielen werde. Dieser Zusammenhang war dann bei einem später von Reuters ausgestrahlten Clip völlig verloren gegangen: Hier wurde die „Titanic“-Szene in das aktuelle Filmmaterial von der Nordpolexpedition eingeschnitten. Und nicht nur das: Reuters produzierte ausgerechnet aus dieser Szene ein Pressefoto zum Nordpolthema und verbreitete das als solches. Die Nachrichtenagentur hat sich mittlerweile entschuldigt. Während andere Fernsehsender diese Videosequenz inzwischen zurückzogen haben, war sie am Sonntag im Internetangebot von „n-tv“ noch zu klicken. Es war der 13-jährige finnische Schüler Waltteri Seretinin gewesen, der diesen Fake aufgedeckt hatte.

REINHARD WOLFF