Wo die Farben durchs Haus tanzen

ARCHITEKTUR Akademie der Künste am Hanseatenweg nach Teilsanierung durch den Bund wiedereröffnet

Das Haus ist luftig und frisch, der leicht muffige Eindruck der letzten Jahre ist weg

In der Ausstellungshalle tanzt der amerikanische Künstler und Choreograf Merce Cunningham. Im ganzen Haus tanzen die Farben. Rot, blau und grün, weiß, schwarz und orange sind die Grundtöne, in welche die Akademie der Künste am Hanseatenweg bei ihrer Sanierung getaucht worden ist. Ende 2010 war das marode Haus zu großen Teilen geschlossen worden. Nach der 7,3 Millionen Euro teuren Renovierung wurde der Spielbetrieb am Dienstag mit Schauen über Cunningham und den Komponisten John Cage wieder eröffnet.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, erinnerten bei der Wiedereröffnung an die Bedeutung des von Werner Düttmann 1960 im Tiergarten erbauten Ensembles. „Seit der Wiedervereinigung der beiden Akademien in Ost und West hat die Akademie mit ihrer programmatischen Arbeit Zeichen gesetzt“, betonte Neumann. Die notwendig gewordene Sanierung habe der Bund darum „höchst gern unterstützt“. Der Gebäudekomplex mit dem markanten Waschbeton-Entrée und den spitzen Kupferdächern könne nun noch besser für Kunstausstellung, Lesungen oder Theaterabende und als Archiv sowie für Sitzungen der Akademie genutzt werden.

Da das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz steht, waren Eingriffe in die Bausubstanz kaum möglich. Trotzdem konnte die veraltete Licht- und Gebäudetechnik in den Clubräumen und Foyers, den Studios, Arbeits- und Archivräumen ausgetauscht und der Brandschutz verbessert werden. Komplett saniert werden mussten die Fassaden und das Dach des Atelier- und Verwaltungstraktes – das „Blaue Haus“ genannt – das beschädigt und grauschwarz geworden in den letzten Jahren vor sich hinbröckelte. Nach dem originalen Farbkonzept Düttmanns wurde es wieder blau gestrichen.

Düttmanns wiederentdeckte Palette beeindruckt auch im Innern des Blauen Hauses, in den Clubräumen und im großen Foyer. Die Wände der Treppenhäuser und Büroräume sind abwechselnd in Blau, Rot, Grün oder Orange und Weiß gehalten. Beinahe hat man den Eindruck, sich an großformatigen monochromen Bildflächen vorbeizubewegen. Winfried Brenne, Architekt der Sanierung, hatte gemeinsam mit der Bauabteilung der Akademie ein Farbgutachten erstellen lassen, um die unterschiedlichen Töne und Schattierungen Düttmanns herauszuarbeiten. Was gelungen ist: Der schöne Bau im Tiergarten ist noch schöner geworden.

Schaut man genauer hin, sind auch die Holzdecken, Böden und Fenster im Haus aufgefrischt worden. Stellwände und Einbauten wurden abgeräumt. Der leicht muffige Eindruck der letzten Jahre ist weg. Das Haus wirkt wieder luftig und frisch und steigert den Gesamteindruck der Akademie als Architekturchiffre der Nachkriegszeit und des modernen Bauens zum Kunstwerk.

ROLF LAUTENSCHLÄGER