Ökokontrolleure fordern Druck auf Italien

Das römische Agrarministerium soll härter reagieren, wenn gegen die EU-Bioverordnung verstoßen wird

BERLIN taz ■ Nach Pestizidfunden in italienischem Biogemüse haben die deutschen Kontrolleure der Ökobranche Konsequenzen von den Behörden gefordert. „Wir wünschen uns, dass auch in Italien Händler und Bauern, die gegen die EU-Ökoverordnung verstoßen, vom Markt wegkommen“, sagte Vorstandsmitglied Jochen Neuendorff von der Konferenz der Kontrollstellen (KdK), die das Biosiegel vergeben. „Mein Eindruck ist, dass das Agrarministerium in Rom da noch zu wenig tut.“ Es müsse italienischen Biozertifizierern die Zulassung entziehen, die Hinweisen auf Gifteinsatz bei Ökolandwirten ignorieren. Das Mittelmeerland ist in Studien Spitzenreiter bei Beanstandungen wegen Pestizidrückständen.

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) solle den Druck auf die italienische Seite erhöhen. Zwar habe Deutschland das Thema offenbar schon mehrfach angesprochen, aber das reiche nicht aus. „Immer noch gibt es Ökokontrollstellen in Italien, die bei Beanstandungen aus Deutschland gar nicht antworten.“ Laut Neuendorff handelt es sich um 4 der rund 20 in Italien zugelassenen Stellen.

Seehofers Ministerium sagte auf taz-Anfrage nur, jeder Staat müsse selbst dafür Sorge tragen, dass die EU-Bestimmungen eingehalten werden. „Die Kommission ist für die Kontrolle der Prüfsysteme in den Mitgliedsländern zuständig“, so Sprecherin Ursula Huber. Deutschland beteilige sich auf EU-Ebene aber daran, die Aufsicht weiterzuentwickeln. Die staatlich zugelassenen Kontrollstellen überprüfen, ob die Bauern tatsächlich auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verzichten. Die KdK vertritt 14 der 22 Stellen aus Deutschland sowie weitere unter anderem aus Österreich.

In den vergangenen fünf Jahren haben die Behörden etwa in Baden-Württemberg 12,7 Prozent des untersuchten Obstes und Gemüses aus Italien wegen Giftrückständen beanstandet. Bei deutschen Produkten lag die Quote bei 2,2 Prozent. Dennoch ist die Belastung bei Biolebensmitteln laut dem Agrarministerium in Stuttgart weit niedriger als bei konventionell erzeugten Produkten. JOST MAURIN