Acht Stunden im gleichen Raum

SCHULE In der Homer-Grundschule in Prenzlauer Berg müssen Kinder ihre Klassenräume als Horträume nutzen. 700 Eltern und Kinder demonstrieren daher für mehr Platz. Nun will die Behörde handeln

„Eigene Räume für den Hort – sofort“ steht auf einem Plakat am Eingang der Homer-Grundschule in Prenzlauer Berg. In dem Backsteingebäude in der Pasteurstraße werden 445 SchülerInnen unterrichtet. 80 Prozent der Kinder gehen nach dem Unterricht in den schuleigenen Hort. Wer Pech hat, verbringt den ganzen Schultag in nur einem Raum. Aus Platzmangel verwandeln sich viele Klassen am Nachmittag in Horträume.

Um das zu ändern, haben am Donnerstag rund 700 Eltern, Kinder und LehrerInnen vor der Schule demonstriert. „Es kann nicht sein, dass sich manche Kinder von 8 bis 16 Uhr in einem Raum aufhalten müssen“, beklagt Ulrike Roser, Vorsitzende der Gesamtelternvertretung. Sie fordert, die leerstehenden Räume der ehemaligen Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der angrenzenden Esmarchstraße zu nutzen. Das Gebäude gehört dem Bezirk Pankow. Seitdem die Bibliothek 2008 verkleinert worden ist, sind zwei Räume im Erdgeschoss und zwei Wohnungen darüber ungenutzt. „Die Räume sind optimal“, sagt Roser.

Die Elternvertreterin versteht nicht, warum bisher nicht gehandelt worden ist. „Es war absehbar, dass die Schülerzahl ansteigt.“ Während im Schuljahr 2007/2008 nur 260 Kinder die Schule besuchten, sind es jetzt 445. Nur die ersten und zweiten Klassen haben noch eigene Horträume.

Starre Richtwerte

„Es gibt bestimmte Richtwerte, wie viele Räume es für wie viele Kinder geben muss“, sagt die Pankower Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Danach ist die Schule auch in diesem Jahr noch nicht überlastet. „Trotzdem wäre mehr Platz gut“, so Zürn-Kasztantowicz. „Wir bemühen uns, dass die beiden Räume im Erdgeschoss der Bibliothek bald von der Schule genutzt werden können.“

Es müsse jedoch überprüft werden, ob genug Sanitäranlagen und Fluchtwege vorhanden sind. Die zuständige Mitarbeiterin sei erst übernächste Woche wieder da. Ist die Sicherheit nicht gegeben, müssen die Kinder wohl auf neue Horträume warten. „Für bauliche Veränderungen haben wir kein Geld mehr.“ Damit scheiden die beiden Wohnungen über der Bibliothek schon mal als Hortstandort aus.

Elternvertreterin Roser „ärgern die Berechnungen der Behörde“. „Wer in die Schule geht, sieht, wie eng es ist.“ JULIA FIEDLER