Die kleine Wortkunde (Grexit)

Im Jahr 2012 war der Austritt Griechenlands aus der Eurozone noch eine Horrorvorstellung. Nun, da der Chef der Linkspartei Syriza, Alexis Tsipras, im Falle eines Wahlsiegs angekündigt hat, ein Ende der Sparpolitik und einen Schuldenschnitt zu fordern, denken Angela Merkel und Wolfgang Schäuble laut über einen „Grexit“ nach. Dieser, so die ökonomische Einschätzung, sei mittlerweile wirtschaftlich zu verkraften, zumindest für die EU.

Das Kofferwort „Grexit“ („Greek“ und „exit“) kam 2012 auf und ist seitdem in mehreren europäischen Ländern verbreitet. Das englische „Greek“ (Griechen) geht auf das lateinische „Graecus“ zurück, den römischen Namen für den Stamm, der sich selbst altgriechisch als „Graikoí“ bezeichnete.

Das englische „exit“ (Ausgang, Ausscheiden) leitet sich vom lateinischen „exitus“ (Ausgang, Herausgehen, Tod) ab. Mit dem „Brexit“ existiert ein ähnlicher Begriff für den EU-Austritt Großbritanniens.

Immer wieder wird davor gewarnt, die EU dürfe keine Fiskalunion werden. Dabei ist sie das längst – zumindest dem Wortsinne nach, denn es geht in erster Linie ums Geld. Um dessen Exitus sorgte man sich 2012 vor allem, und nicht so sehr um Griechenland. Doch nicht die Griechen brauchen eine Exitstrategie, sondern die EU braucht sie für ihre Wirtschaftspolitik.

„Grexit“ ist ein smartes, harmloses Wort, es könnte auch der Name einer bitteren Medizin sein, die man halt schlucken oder exen muss. Die Griechen wissen jedoch, dass dahinter ihr Ausschluss aus der europäischen Solidargemeinschaft steht, und verwenden ein anderes Wort: „Elleksodus“, eine Kombination aus „Hellenen“ und „Exodus“ (Vertreibung). ERIK WENK