Keine Kinderarbeit für deutsche Grabsteine

Die Nordelbische Kirche fordert in ihrer neuen Friedhofsrichtlinie fair geschlagene Grabsteine. Viele der vor allem aus Indien importierten Steine stehen im Ruf, durch Kinderarbeit produziert zu werden. Der Trend geht zur Billigvariante

In ihrer neuen Friedhofsrichtlinie fordert die Nordelbische Landeskirche fair „geschlagene“ Grabstein. Damit versucht sie den Import von Grabsteinen zu verhindern, die durch Kinderarbeit produziert wurden. In Paragraf 6 der Friedhofsordnung heißt es seit August: „Der Friedhofsträger hat darauf hinzuwirken, dass auf die Verwendung von importierten Grabsteinen, die nicht unter fairen Arbeitsbedingungen, insbesondere mit Kinderarbeit produziert werden, verzichtet wird.“ Gemeint sind damit vor allem Steine aus Indien. Rund 20 Prozent aller Grabsteine auf deutschen Friedhöfen kommen nach Schätzung des Bundesinnungsverbandes Deutscher Steinmetze aus Indien. Gerüchte, der Großteil stamme aus Kinderarbeit, rücken Importeure und Steinmetze ins Zwielicht. Die setzen sich nun zur Wehr.

Der Hamburger René Sack, einer von 5.400 Steinmetzen in Deutschland, ordert jährlich 500 indische Granitsteine. Sack ärgert sich über die „Stimmungsmache“. „Ich fahre einmal pro Jahr nach Indien, das mit der Kinderarbeit in der Grabsteinindustrie stimmt einfach nicht“, sagt der 41-Jährige.

„Wir sind glasklar gegen jegliche Form von Kinderarbeit. Bei den Grabsteinen sind die Produktionswege so automatisiert, dass es dort keine Kinderarbeit gibt“, sagt auch der Geschäftsführer der Bundesinnung, Wolfgang Simon. Einen lückenlosen Herkunftsnachweis – wie er gefordert wird – hält Simon für kaum darstellbar. „Heute reisen die Steine kreuz und quer durch die ganze Welt: In Italien gebrochen, dann in Indien gesägt, landen sie irgendwann hier“, sagt er.

Oft kommt in Deutschland nur noch die Inschrift auf den Stein. Wenn ein Grabstein aus Granit hier 500 Euro kostet, sind es beim indischen Produkt inklusive Transport nur 150 Euro. Immer öfter greifen Angehörige zum billigen „Stein von der Stange“, heißt es. DPA