HAMBURGER SZENE VON ADRIAN MEYER
: Klatsch die Wand an

Ab Oktober ist es aus mit dem Vorglühen in Hamburgs U-Bahnen. Aber pöbelnde Fußballhools und Vorstadtkinder hin oder her: Manchmal versüßen einem Trunkenbolde halt doch die dröge U-Bahnfahrt ins Morgengrauen. So torkelte jüngst, früh an einem Sonntag, ein schwules Pärchen wild verliebt im Bahnwagen herum. Dabei vergaßen die beiden Verliebten offenbar die Fahrt.

Als der Fahrer nach der Station Hoheluftbrücke ordentlich beschleunigte, haute es den einen Blondschopf prompt aus seinen Lederschuhen. Er schien kurz zu stürzen, gerade noch so erwischte seine Hand die Haltestange. Die scheinbare Rettung entpuppte sich jedoch als Falle: Die Fliehkraft wirkte nach, wirbelte den Blonden im Bogen um die Stange und ließ sein durchnächtigtes Gesicht kräftig an die Seitenwand klatschen. Was die Mitbahnfahrenden mit Hihi und Haha quittierten.

Nur knapp verfehlte der Strauchelnde die Notbremse, der Nothalt aber blieb allen erspart. Was dem Wandklatscher jedoch drohte, war die Aussicht auf einen ziemlich ungemütlichen Kater-Sonntag.