„Gesetze reichen nicht“

Fachtag über Medienkompetenz in Familien

■ 53, Medien- und Erziehungswissenschaftler im Bereich Medienkompetenz an der Medienanstalt Hamburg und Schleswig-Holstein.

taz: Herr Voß, was ist eigentlich Medienkompetenz?

Thomas Voß: Die Fähigkeit, eigenverantwortlich und selbstbestimmt mit elektronischen Medien, insbesondere dem Internet, umzugehen. Kinder und Jugendliche müssen diese von Eltern oder in der Schule erlernen.

Können Eltern ihren Kindern überhaupt etwas über das Internet beibringen, ist es nicht eher andersherum?

Vermutlich können Kinder mit SchülerVZ viel besser umgehen als ihre Eltern. Aber: Welches Sozialverhalten sie dabei an den Tag legen, etwa dass sie sich definitiv nicht an Cybermobbing beteiligen, das können Kinder durchaus auch von ihren Eltern lernen.

Wer trägt für die Vermittlung solcher Regeln die Hauptverantwortung?

Es liegt an allererster Stelle an den Anbietern, ihre Angebote soweit möglich so zu gestalten, dass Kinder und Jugendliche davon keinen Schaden nehmen. An zweiter Stelle stehen die Familie und ab dem Schulalter auch die Schule. Mit gesetzlichen Regelungen allein kann man Probleme wie Cybermobbing und Datenmissbrauch nicht lösen.

Wie können Eltern und Schulen diese Probleme lösen?

Zuhause sollte zunächst ein eigener Computerzugang eingerichtet werden, an dem Internetangebote durch Jugendschutzprogramme gefiltert werden. Außerdem: Mit Kindern sprechen, das Thema nicht abwiegeln, nur weil man sich nicht damit auseinandersetzen will. Im Bereich Schule brauchen wir eine Verankerung der Medienerziehung mit fester Stundenzahl, und zwar auch in der Lehrerausbildung. Nur Schulen können wirklich alle Kinder erreichen. INTERVIEW: LEONIE BRAND

2. Medienkompetenztag mit Schwerpunkt „Medienkompetenz in Familien“: ab 9.30 Uhr, Kampnagel