Hoffen auf die soziale Revolution

WAHL Die Partei für Soziale Gleichheit will auch im Erfolgsfall nicht durch die Institutionen marschieren

Auf dem Hermannplatz steht eine Frau mit schwerer Einkaufstasche in der Hand vor einem Plakat der PSG. „Banken enteignen“, heißt es dort. Bevor die Frau weitergeht, seufzt sie: „Idealisten“.

„Idealistisch ist, dass das Ganze hier so weiterlaufen kann“, sagt Christoph Vandreier, der für die PSG zur Abgeordnetenhauswahl kandidiert. „Idealistisch ist auch, dass jemand die Grünen oder Linken wählt, weil er glaubt, dass sich dadurch irgendwas verändert.“ Was er als Politiker verändern würde, weiß der 30-jährige Psychologe ganz genau, denn die PSG hat nicht nur ein Programm für Berlin, sondern eigentlich für die ganze Welt: die soziale Revolution. Diktatur des Proletariats? Nicht ganz. Der Begriff sei etwas in Verruf geraten und die PSG grenze sich von Stalinismus ab. „Es geht uns nicht um ein paar erbettelte Reförmchen. Wir wollen, dass dieses System durch eine demokratisch geplante Wirtschaft abgelöst wird“, so Vandreier.

Die PSG kandidiert zum zweiten Mal für die Wahl ins Abgeordnetenhaus. Die Partei, die in Berlin die „entschädigungslose Enteignung von RWE und Veolia“ fordert, hat in der Hauptstadt knapp über 100 Mitglieder. Des Weiteren steht die Kommunalisierung von S-Bahn und Wasser auf dem Programm, Grundeinkommen von 1.500 Euro pro Kopf statt Hartz IV, Bundeswehr abschaffen … Moment mal, das sind doch keine Themen für einen lokalen Wahlkampf? „Der Wahlkampf in Berlin ist Teil und Auftakt einer europäischen Offensive, um die drängende Frage zu diskutieren, wie Arbeiter unabhängig ins politische Geschehen eingreifen können“, gibt Vandreier zu.

Am Parteiprogramm merkt man, dass die 1997 gegründete PSG aus der IV. Internationalen hervorgegangen ist. Das Grundeinkommen soll durch die Privatvermögen der Millionäre finanziert werden. Sobald es zur Revolution kommt, braucht man auch keine rechtlichen Grundlagen, um die Banken zu enteignen, so die Parteilinie.

Vandreier hofft auf ein besseres Ergebnis als bei der letzten Wahl, als man weniger als 0,1 Prozent holte. Den Marsch durch die Institutionen wird es aber keinesfalls geben. „Wir werden uns an keiner bürgerlichen Regierung beteiligen.“

ALISSA STARODUB