Tuberkulose in der Turnhalle

ASYL Flüchtlingsrat und Helfer kritisieren medizinische Versorgung und hygienische Zustände

Nach dem Bekanntwerden von Tuberkulose-Erkrankungen bei Flüchtlingen in einer Notunterkunft in Lichterfelde erheben der Flüchtlingsrat und freiwillige Flüchtlingshelfer Vorwürfe gegen Betreiber und Behörden.

In der in einer Turnhalle eingerichteten Flüchtlingsunterkunft war am Mittwoch Tuberkulose bei Mitgliedern einer elfköpfigen Flüchtlingsfamilie diagnostiziert worden. Die Familie wurde inzwischen isoliert, ein Mitglied wird im Krankenhaus behandelt. Laut dem für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) handelt es sich um eine nicht ansteckende Krankheitsform. Eine Gefährdung anderer Personen ist ausgeschlossen.

Der Flüchtlingsrat und Helfer kritisieren, dass die medizinische und hygienische Versorgung nicht nur in Lichterfelde, sondern auch in einer Notunterkunft in der FU-Sporthalle in Dahlem nicht ausreiche. Bewohner warteten mehrere Wochen auf einen Termin beim Landesamt, um dort ihren Krankenschein und ein BVG-Ticket zu erhalten. Ohne Krankenschein bekommen sie keine ärztliche Behandlung. In der Turnhalle sei es zudem nicht möglich, Wäsche zu waschen. Martina Mauer vom Flüchtlingsrat ist über den Tuberkulose-Fall in Lichterfelde nicht überrascht. „Das wäre auch in der Turnhalle in Dahlem denkbar“, so Mauer.

Das Lageso weist die Vorwürfe zurück. „Die Hygienemaßnahmen müssen in allen Unterkünften gewährleistet sein“, sagt Pressesprecherin Silvia Kostner. Auch Wolfgang Pellnitz, Regionalvorstand der Johanniter Berlin, die die Dahlemer Unterkunft betreiben, weist den Vorwurf zurück. Die Menschen könnten ihre Wäsche in Waschsalons waschen, das Geld würde erstattet.

In der Turnhalle in Dahlem sind rund 200 Menschen untergebracht, auch Familien mit Kindern. Sie kommen unter anderem aus Syrien und Albanien. Einige Flüchtlinge sind seit mehreren Wochen in der Turnhalle. Vorgesehen war, dass sie drei bis fünf Tage dort verbringen, um dann in Erstaufnahmeeinrichtungen oder reguläre Unterkünfte umzuziehen. SOPHIE KRAUSE