WAS MACHT EIGENTLICH ... die Berliner Fernsehlandschaft?
: Sich aufbrezeln

Armes Berlin. Da stehste nun und willst so gern auch als Sender-Stadt die Nummer eins sein. Aber München hat mehr, und Köln größere, und selbst Hamburg hält noch mit.

Aber versuchen kann man’s ja mal. Also wurde ans Programm der gerade laufenden Medienwoche noch ein Mediengipfel zum Thema „Die Hauptstadt und das Fernsehen“ angeschraubt. Wo RBB-Intendantin Dagmar Reim dichten durfte („Fusion ist machbar, Herr Nachbar“), Erfolgsproduzent Nico Hofmann Berlin „auch kreativ“ ganz toll fand. Und Catherine Mühlemann, die Chefin von MTV, noch mal erzählte, wie das damals mit der Ansiedlung ihres Senderleins gelaufen ist: Berlin habe MTV „mit offenen Armen empfangen, was auch sehr bestechend war“. Indirekt gab’s trotzdem schlechte Noten für die Berliner Medienpolitik: Da sei „München absolut vorbildlich“, raunte es aus der Runde.

Selbst das derzeit nicht ganz so glückliche Sat.1 durfte zum Standortmarketing beitragen: „Ich weiß gar nicht, von welcher Krise hier die Rede ist“, meinte Geschäftführungsstellvertreter Volker Szezinski, und beim Blick auf die letzten Jahre konnte er sich gar nicht „vorstellen, wie das exponentielle Wachstum Berlins im TV-Bereich aufhören soll“.

Die Schmuddelkinder des Berliner TV-Geschäfts waren zur kollektiven Selbstbeweihräucherung übrigens nicht eingeladen – als ob Astro TV und FAB nicht mindestens so viel über die Stadt verraten wie „Verliebt in Berlin“. Aber Schwamm drüber: Bei der Party hinterher durften sie alle dabei sein, als Sponsoren natürlich. Dafür standen sich hier the Great and the Good aus der bunten Medienwelt die Beine in den klammer werdenden Bauch, bis endlich Einlass gewährt wurde – und die Hauptstadt hatte schon wieder ein paar TV-Punkte („In München wäre das nicht passiert!“) verloren.

Nur Berlins wichtigster Standortfaktor Klaus Wowereit war beim Medienhype in der Kongresshalle am Alexanderplatz leider verhindert. Aber er war ja auch kurz vorher schon mal da, die neue Wall-Toilette aufm Alex eröffnen. STG    FOTO: ARCHIV