Der HSV muss einen Zauberer finden

FUSSBALL Nach nur einem Sieg in 14 Spielen trennt sich der Tabellenletzte von Trainer Michael Oenning

„Die Entlassung ist auch für mich nachvollziehbar“

MICHAEL OENNING, EX-TRAINER

Das 0:1 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Samstag war die eine Niederlage zu viel: Der Hamburger Sportverein entlässt seinen Trainer Michael Oenning nach nur sechs Monaten. Rodolfo Esteban Cardoso, bisheriger Trainer der U 23-Mannschaft, übernimmt übergangsweise und coacht die Mannschaft am Freitagabend beim Spiel in Stuttgart. Eine langfristige Option ist der Argentinier nicht: Er verfügt nicht über die nötige Fußballlehrerlizenz.

Nach sechs Spieltagen steht der HSV mit nur einem Punkt am Tabellenende. Nie war das Bundesliga-Gründungsmitglied, das noch nie in die Zweite Liga abgestiegen ist, schlechter in eine Saison gestartet. Die Verantwortlichen um den Vorstandsvorsitzenden Carl-Edgar Jarchow und Sportdirektor Frank Arnesen sahen sich gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Selbst Oenning überraschte die Entlassung nicht. „Es ist auch für mich nachvollziehbar, dass der Verein in der jetzigen Situation einen anderen Weg geht“, sagte er.

Der HSV werde sich nun intensiv mit der Nachfolge Oennings beschäftigen, sagte Arnesen. Beweist der Däne bei dieser Entscheidung keine glückliche Hand, könnten auch seine Tage bereits im Winter gezählt sein.

Naturgemäß wird bereits heftig über den möglichen Nachfolger Oennings spekuliert. Der Niederländer Huub Stevens, der den HSV schon 2007 vor dem Abstieg rettete, scheint ein aussichtsreicher Kandidat zu sein. Genannt wird auch das ehemalige HSV-„Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch, der in den letzten Jahren erfolgreich deutsche Junioren-Nationalmannschaften trainierte.

Nicht infrage kommen dürfte Lothar Matthäus, der am gestrigen Montag als Trainer der bulgarischen Nationalelf entlassen wurde. Glaubt man Franz Beckenbauer, ist ohnehin alles zwecklos. „Ich kenne keinen Trainer auf der Welt, der den HSV retten könnte“, sagte er am Wochenende. „Ein neuer Trainer müsste ein Zauberer sein.“ DENNIS BÜHLER